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GEWERKSCHAFT/1657: Bundesweite Streiks bei Amazon (ver.di)


ver.di - Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft - Presseinformation vom 3. Mai 2018

Bundesweite Streiks: Kein Tarifvertrag trotz Milliardengewinnen -
Bei Amazon ist der Toilettengang nach der Pause "Fehlverhalten"


Berlin - An bundesweit sechs Standorten des weltweit größten Online-Händlers Amazon hat die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) heute (3.5.) zu ganztägigen Streiks aufgerufen. Betroffen sind die Unternehmen in Bad Hersfeld, Graben, Koblenz, Leipzig, Rheinberg und Werne. ver.di rechnet mit über 2.500 Streikenden. Da in Polen heute Nationalfeiertag ist, kann Amazon die Wirkung des Streiks durch Umleitung der Warenflüsse über polnische Lager kaum vermindern.

"Amazon-Chef Jeff Bezos als reichster Mann der Welt verweigert seinen Beschäftigten jede tarifvertragliche Absicherung. Und dann sagt er auch noch, er sei stolz auf die Arbeitsverhältnisse und Gehälter. Mehr Provokation geht nicht. Solche Aussagen fordern eine öffentliche Diskussion und Gegenwehr heraus", erklärte das für den Handel zuständige ver.di-Bundesvorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger. Scharf kritisierte die Gewerkschaft die aktuelle Verteilung von "Gesprächsnotizen", quasi als Vorstufe zur Abmahnung. Diese weisen die Beschäftigten auf ihr angebliches "Fehlverhalten" hin, zum Beispiel einen Toilettengang nach der Pause.

Die neuen Quartalszahlen von Amazon übertreffen alle Erwartungen. Allein an einem Tag flossen durch Kursgewinne 12 Milliarden zusätzlich in Bezos Geldbörse. Die Beschäftigten haben allerdings nichts davon. Sie müssen weiter streiken für Urlaubsgeld, ein angemessenes Weihnachtsgeld und armutsfeste, tarifvertraglich geregelte Löhne.

"Wie Bezos mit seinen Leuten umgeht, ist weder innovativ noch zukunftsweisend. Wer die Beschäftigten über Handscanner in jeder Sekunde überwacht und unter Druck setzt, ist einfach nur ein Unternehmer von Vorvorgestern. Die Ehrung solcher Verhaltensweisen durch das Verlagshaus Springer schädigt unseren Sozialstaat", sagte Nutzenberger. ver.di werde gemeinsam mit den Beschäftigten weiter dafür kämpfen, dass für Unternehmen wie Amazon eine Tarifbindung gilt. "Dazu gehört, die Allgemeinverbindlichkeit von Tarifverträgen zu erleichtern. So könnten die Beschäftigten in Konzernen wie Amazon rechtsverbindliche Tarifverträge und damit einen sicheren Arbeitsplatz bekommen. Zu Innovativ gehört ein Tarif", so ver.di-Vorstandsmitglied Nutzenberger.

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Quelle:
Presseinformation vom 03.05.2018
ver.di - Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft
Günter Isemeyer - ver.di-Bundesvorstand
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Telefon: 030/6956-1011 und -1012, Fax: 030/6956-3001
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veröffentlicht im Schattenblick zum 4. Mai 2018

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