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GEWERKSCHAFT/587: Voller Einsatz für die Schlecker-Frauen - weg mit bürokratischen Hürden (ver.di)


ver.di - Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft - Presseinformation vom 12. März 2012

Voller Einsatz für die Schlecker-Frauen - weg mit bürokratischen Hürden und Denkblockaden

ver.di: Politik trägt Verantwortung für Frauenarbeitsplätze


Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) verlangt angesichts der ablehnenden Haltung des Wirtschaftsministeriums für einen KfW-Kredit zur Finanzierung einer Transfergesellschaft für die Schlecker-Frauen "vollen Einsatz von der Bundesregierung".

"Wir fordern die Bundesregierung auf, endlich zu handeln. Schlimm genug, dass bald tausende von Schlecker-Frauen ihren Arbeitsplatz verlieren. Da darf doch die Sicherung der Existenzen dieser Frauen nicht an bürokratischen Hürden und parteipolitischen Denkblockaden scheitern. Das wäre ein bitteres Armutszeugnis für unser Land", kritisierte Stefanie Nutzenberger, ver.di-Bundesvorstandsmitglied für den Handel.

Nach einem Gespräch am vergangenen Freitag zwischen ver.di, dem Insolvenzverwalter und dem Wirtschaftsministerium habe dieses seine Spielräume nicht ausgeschöpft und den Ball den Landesregierungen zugeschoben. "Es gibt zwar erfreulicherweise erste Signale aus mehreren Landesregierungen, die bereit sind, sich für die Schlecker-Beschäftigten einzusetzen", betonte die Gewerkschafterin. "Doch wir brauchen den gemeinsamen Einsatz aller politischen Kräfte. Statt eines Pingpong-Spiels um die Übernahme von Verantwortung haben die Frauen einen respektvollen Umgang verdient", bekräftigte Nutzenberger.

"Ich rufe die Bundesregierung auf, ihre Verantwortung für tausende von Frauenarbeitsplätzen anzunehmen. Wie immer gilt: Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg! Die Schlecker-Frauen haben jahrelang für gute Bezahlung und gute Arbeitsbedingungen gekämpft. Sie haben ein Recht darauf, dass sich jetzt andere für sie stark machen", betonte Stefanie Nutzenberger. Die Schlecker-Frauen hätten die gleiche Chance verdient, wie sie den Betroffenen bei Insolvenzen in anderen Branchen gegeben würden. "Männer und Frauen sind gleichberechtigt, also muss auch das Engagement für die Arbeitsplätze von Männern und Frauen mit dem gleichen Einsatz betrieben werden. Alles andere wäre frauenfeindlich", so Christel Hoffmann, Vorsitzende des Gesamtbetriebsrates von Schlecker.

Doch auch die Frauen, die ihre Arbeit bei Schlecker behielten, müssten abgesichert werden. Dafür sei eine finanzielle Überbrückung für den Monat April dringend nötig, um den laufenden Betrieb jener Filialen zu gewährleisten, die erhalten blieben. Die Gesetzeslage erlaube, dass es eine intransparente Geschäftsform wie die von Schlecker überhaupt gebe. Das Ergebnis daraus seien fehlende Nachweispflichten selbst grundlegender Daten. Das Sammeln und Auswerten dieser unentbehrlichen Zahlenbasis koste nun wertvolle Zeit. "Die Perspektiven der Beschäftigten dürfen jetzt nicht aufgrund dieser undurchsichtigen Gesetzeslage gefährdet werden, für die eindeutig die Politik die Verantwortung trägt", unterstrich die Gewerkschafterin.

Trotz aller Ungewissheit beteiligten sich die Schlecker-Frauen aktiv daran, den Neuanfang des Unternehmens mit zu gestalten. Über die Betriebsrätinnen seien innerhalb weniger Tage bereits knapp 100 Vorschläge insbesondere zu Standortfragen im Büro des Insolvenzverwalters eingegangen, die wertvolle Hinweise darauf bieten würden, wie die Drogeriekette in Zukunft erfolgreich am Markt bestehen könne. "Hier ist der Insolvenzverwalter am Zug, wenn es jetzt darum geht, die gesammelte Kompetenz der Beschäftigten für den Neuanfang nutzbar zu machen", sagte Stefanie Nutzenberger.

Die Schlecker-Frauen hätten beim Kampf für ihre Existenzen, etwa bei den Aktionstagen Ende vergangener Woche, enormen Zuspruch und viele Tausend Solidaritätsunterschriften von Kundinnen und Kunden, Passanten, Kirchen, den DGB-Gewerkschaften und Vertretern aller politischen Parteien erhalten. "Die Schlecker-Frauen haben diese breite Unterstützung so vieler unterschiedlicher Gruppen unserer Gesellschaft verdient. Nun ist der Zeitpunkt gekommen, wo auch die Politik ihren Teil beitragen muss", bekräftigte Nutzenberger.

Die Verhandlungen zwischen dem Insolvenzverwalter und ver.di werden am morgigen Dienstag fortgesetzt.


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Quelle:
Presseinformation vom 12.03.2012
ver.di - Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft
Christiane Scheller - ver.di-Bundesvorstand
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veröffentlicht im Schattenblick zum 13. März 2012