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INTERNATIONAL/039: Südafrika - Süd-Süd-Handel im Aufwind, Regierung setzt auf Beziehungen zu Indien (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 22. Juli 2011

Südafrika: Süd-Süd-Handel im Aufwind - Regierung setzt auf Beziehungen zu Indien

Von Louise Redvers


Johannesburg, 22. Juli (IPS) - Die südafrikanische Regierung will erreichen, dass die heimischen Unternehmen ihre Handels- und Finanzbeziehungen zu Indien ausbauen. Südafrika, das gute politische Beziehungen zu dem Subkontinent unterhält, bildet gemeinsam mit Brasilien, Russland, Indien und China die Gruppe der wirtschaftlich aufstrebenden BRICS-Staaten.

Der südafrikanische Handelsminister Rob Davies geht davon aus, dass sein Land ausreichend gestärkt ist, um die Süd-Süd-Zusammenarbeit weiter voranzutreiben. Der Handel mit Indien hat sich zwischen 2007 und 2010 bereits verdoppelt. Indien wurde damit Südafrikas sechstwichtigstes Ziel für Exporte und die neuntgrößte Quelle für Importe.

Es gebe ein riesiges Potenzial für die Stärkung des bilateralen Handels und zunehmende Investitionsmöglichkeiten, erklärte Davies kürzlich bei der Vorstellung des Indisch-Afrikanischen Geschäftsnetzwerks (IABN) in Johannesburg. Die weltweiten Handelsstrukturen veränderten sich, betonte er. Südafrika sei in einer guten Position, um neue Chancen zu ergreifen.

"Beim Handel und bei finanziellen Investitionen sind wir nicht länger auf die alten Mächte angewiesen, die wir in der Vergangenheit kannten", sagte Davies. Auf dem afrikanischen Kontinent gebe es inzwischen eine Vielzahl von Handels- und Investmentpartnern. Als Mitglied der BRICS-Gruppe verschaffe auch Indien Südafrika bessere wirtschaftliche Möglichkeiten. Die südafrikanische Regierung wolle daher die Unternehmen des Landes zu einer intensiveren Zusammenarbeit mit Indien bewegen.


Neue Drehscheibe für Handel zwischen Südafrika und Indien

Das neue Netzwerk wird von dem neu gegründeten Zentrum für dynamische Märkte (CDM) verwaltet. Das Zentrum soll die bestehenden Netzwerke zwischen Indien, Brasilien und Südafrika (IBSA) sowie dem Indien-Südafrika-Forum ergänzen. Das Forum wird von dem indischen Industriellen Ratan Tata und dem geschäftsführenden Vorstand der Africa-Rainbow-Minerals-Gruppe, Patrice Motsepe, gemeinsam geleitet.

Der IABN-Gründer Abdullah Verachia beschrieb das Netzwerk als Drehscheibe für das Know-how im indisch-afrikanischen Handel, die zu einem verstärkten Informationsaustausch zwischen Unternehmen und Bildungsinstitutionen in beiden Ländern beitragen wird. "Wir wollen ein Forum schaffen, in dem Vertreter der Regierungen und der Geschäftswelt ständig miteinander zusammenarbeiten, um Handel und Investitionen zwischen den beiden Volkswirtschaften zu erhöhen."

Verachia wies darauf hin, dass Indien mit einer Bevölkerung von mehr als einer Milliarde Menschen ein attraktiver Markt sei. Beide Staaten stünden auf der höchsten Stufe der Schwellenländer und hätten ähnliche Herausforderungen bei der Armutsbekämpfung und Beseitigung der Ungleichheit zu bewältigen. IABN wolle vor allem kleinen und mittleren Unternehmen aus Südafrika helfen, Zugang zum indischen Markt zu erhalten.

Schätzungen zufolge belaufen sich die indischen Investitionen in Südafrika auf mehr als sechs Milliarden US-Dollar. Mehrere indische Multis wie Tata, Reliance und Mahindra and Mahindra haben sich auf dem südafrikanischen Markt feste Positionen gesichert.

Der Mischkonzern Tata, der eine große Automobilsparte besitzt, beginnt in diesen Tagen mit dem Bau eines Montagewerks vor den Toren Pretorias. Damit können in Südafrika leichte Nutzfahrzeuge bereitgestellt werden, die bisher aus dem Ausland eingeführt werden mussten.

"Tata hat lange Zeit Fahrzeuge nach Südafrika geliefert. Es ist ein logischer Schritt, dass das Unternehmen hier nun ein Werk eröffnet", sagte der indische Botschafter in Südafrika, Virender Gupta, im Gespräch mit IPS. Er würde es begrüßen, wenn noch mehr indische Firmen diesen Weg einschlügen und zur Schaffung neuer Arbeitsplätze in dem afrikanischen Land beitrügen.


Südafrikanische Investitionen bisher bescheiden

Die südafrikanischen Investitionen in Indien haben bislang erst rund 250 Millionen Dollar erreicht. Zu den investierenden Unternehmen zählen der Brauereikonzern SABmiller, die Bank First Rand und die Südafrikanische Airport-Gesellschaft, die einen Auftrag zur Sanierung des Flughafens von Mumbai (vormalig Bombay) erhielt.

Der südafrikanische Handelsminister Davies hofft, dass beide Länder eine Balance zwischen Wettbewerb und Kooperation finden werden. Südafrika führe bisher vor allem Vorprodukte wie Kohle und Zellstoff aus. Indien hingegen exportiere in erster Linie wertschöpfende Produkte wie Erdöl, Autos, Pharmaerzeugnisse und Mobiltefone. (Ende/IPS/ck/2011)


Links:
http://africaindiabusiness.ning.com/
http://www.gibs.co.za/programmes/centres/cdm.aspx
http://www.ipsnews.net/news.asp?idnews=56564

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veröffentlicht im Schattenblick zum 23. Juli 2011