Schattenblick →INFOPOOL →POLITIK → WIRTSCHAFT

INTERNATIONAL/040: Côte d'Ivoire - Millionen für Banken und Händler, Regierung als Starthelfer (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 3. August 2011

Côte d'Ivoire: Millionen Dollar für Banken und Händler - Regierung als Starthelfer

Von Fulgence Zamblé


Abidjan, 3. August (IPS) - Nach den schweren Unruhen, Straßenkämpfen und Plünderungen, die im Frühjahr in Côte d'Ivoire Spuren der Verwüstung hinterlassen haben, müssen die besonders betroffenen, einstmals florierenden kleinen und mittleren Gewerbetreibenden, die Stütze der ivorischen Privatwirtschaft, einen Neustart wagen. Die Regierung will sie bei der Bewältigung der Krise finanziell mit insgesamt 87 Millionen US-Dollar unterstützen.

Mit 13 Millionen Dollar sollen sie direkt entschädigt werden. Weitere 74 Millionen Dollar hat Finanzminister Charles Diby Koffi den Banken in Aussicht gestellt. Mit diesem Geld sollen Geschäftsleute, denen nach monatelangem Verdienstausfall das Kapital für einen Neustart fehlt, mit günstigen Krediten versorgt werden.

Die Regierung schätzt, dass kleine und mittlere Unternehmen rund 18 Prozent zum ivorischen Bruttoinlandsprodukt beisteuern. Noch wichtiger bei der derzeitigen Arbeitslosigkeit von über 25 Prozent: Dieser Sektor sorgt in dem westafrikanischen Land für rund 18 Prozent der regulären Jobs.

"Für die Regierung hat die Ankurbelung der Wirtschaft derzeit oberste Prioriät", betonte Michel Koné, der im Finanzministerium für öffentliche Ausgaben zuständig ist. "Wir wollen verhindern, dass die Arbeitslosigkeit explodiert. Deshalb ermuntern wir kleine und mittlere Unternehmen, selbst dafür zu sorgen, dass ihre Geschäfte wieder gut laufen", fügte der Beamte hinzu.

Geschäftleute wie Sandrine Dagou, die in Cocody im Osten der Wirtschaftsmetropole Abidjan einen Supermarkt besitzt, sind auf diese in Aussicht gestellte staatliche Unterstützung dringend angewiesen. Bei den Unruhen Ende März wurde ihr Geschäft vollständig ausgeplündert. Den Verlust bezifferte sie auf umgerechnet rund 22.000 Dollar. "Die Plünderer haben alles mitgenommen. Nicht eine einzige Sardinendose war noch in den Regalen zu finden", berichtete sie IPS.


Geschäftsleute zuversichtlich

Mit eigenen Ersparnissen habe sie versucht, ihren Laden wieder in Betrieb zu nehmen. "Meine 13 Angestellten waren zwei Monate lang arbeitslos. Die Hälfte kann ich inzwischen wieder beschäftigen. Mit Unterstützung der Regierung werde ich weiter investieren und auch mein übriges Personal wieder in Lohn und Brot bringen", versprach die Geschäftsfrau.

Auch der Händler Florent Amédée, der in Marcory im Süden von Abidjan zwei Möbelgeschäfte besitzt, hat mit Hilfe dreier Angestellter mit dem Aufräumen begonnen. Seine Läden wurden verwüstet und standen drei Monate lang leer. Der durch die eingeschlagenen Fenster eindringende Regen hat erhebliche Wasserschäden hinterlassen. Den durch die Plünderer angerichteten Schaden schätzt er auf rund 76.000 Dollar.

Doch Amédée ist zuversichtlich. "In spätestens vier Wochen werden wir wieder öffnen. Bis dahin werden auch die in Europa und Asien bestellten Waren hier sein." Er wolle möglichst bald sein gesamtes Personal wieder einstellen, sagte der Geschäftsmann. "Ende März musste ich alle 32 Angestellten entlassen. Sie haben seitdem keinen Cent verdienen können. Doch die von der Regierung zugesagte Hilfe lässt mich hoffen, dass alles besser wird", versicherte er.

Der Fahrer Ousmane Kamara, der für Amédée Waren ausliefert und seinen Job wieder übernehmen konnte, berichtete: "Wir haben große Familien zu versorgen. Es war eine Katastrophe, zwei Monate ohne Lohn über die Runden kommen zu müssen."

Nach Angaben des Unternehmerverbandes von Côte d'Ivoire blieben auf dem Höhepunkt der Kämpfe zwischen Anhängern des neu gewählten Staatspräsidenten Allassane Ouattara und seines Vorgängers Laurent Gbagbo rund 50 Geschäfte geschlossen. Die Verluste werden auf etwa zwei Millionen Dollar geschätzt.


Sicherheitslage prekär

"Die durch die Unruhen verursachten Geschäftsverluste waren erheblich", betonte der Wirtschaftsexperte Issiaka Sanagré aus Abidjan. "Erst in ein, zwei Jahren wird es mit Côte d'Ivoires Wirtschaft wieder aufwärts gehen, allerdings nur unter der Bedingung, dass sich die Sicherheitslage verbessert", schränkte er seine Prognose ein.

Die von der Regierung zugesagten Hilfsprogramme für kleine und mittlere Unternehmen könnten nur dann greifen, wenn für ein Minimum an Sicherheit gesorgt werde, erklärte der Analyst. "Derzeit sind noch zu viele Männer mit Waffen unterwegs. Die immer wieder vorkommenden Erpressungen und Schikanen sind nicht dazu angetan, Geschäftsleuten und Unternehmen ein Gefühl der Sicherheit zu vermitteln." (Ende/IPS/mp/2011)


Link:
http://ipsnews.net/news.asp?idnews=56702

© IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
vormals IPS-Inter Press Service Europa gGmbH


*


Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 3. August 2011
IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
vormals IPS-Inter Press Service Europa gGmbH
Marienstr. 19/20, 10117 Berlin
Telefon: 030 28 482 361, Fax: 030 28 482 369
E-Mail: redaktion@ipsnews.de
Internet: www.ipsnews.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 4. August 2011