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INTERNATIONAL/153: Japan - Staat und Privatsektor wollen Handel mit Afrika ausbauen (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 5. Juni 2013

Japan: Staat und Privatsektor wollen Handel mit Afrika ausbauen

von Suvendrini Kakuchi


Bild: © Charlton Doki/IPS

Erdölreservoirs im Südsudan
Bild: © Charlton Doki/IPS

Yokohama, Japan, 5. Juni (IPS) - Nachdem China in Afrika zunehmend Flagge zeigt, will nun auch Japan die Wirtschaftsbeziehungen zu dem rohstoffreichen Kontinent ausbauen. Wie japanische Teilnehmer einer hochrangig besetzten Geberkonferenz in Tokio betonten, wird die drittgrößte Wirtschaftsmacht der Welt den Handel mit Afrika intensivieren und dort Investitionen vorantreiben.

"Afrika verzeichnet durchschnittlich ein jährliches Wachstum von mehr als sechs Prozent. Die Bevölkerungszahlen steigen, und der Kontinent ist ein wichtiger regionaler Markt", sagte Mokoko Ito vom japanischen Außenministerium auf der Fünften Internationalen Tokio-Konferenz für afrikanische Entwicklung (TICAD), die am 4. Juni in Yokohama zu Ende ging. "Japan kann eine aktive Rolle spielen, indem es in Infrastruktur investiert und Industrietechnologien liefert."

Mokotos Äußerungen spiegeln durchaus japanische Eigeninteressen. So ist das ostasiatische Land dringend auf Erdöl- und Gasimporte angewiesen. Auch sieht sich Japan zunehmend in Konkurrenz zum Nachbarn China, der laut dem Internationalen Währungsfonds IWF im vergangenen Jahr mit Afrika Handel im Umfang von mehr als 138 Milliarden US-Dollar trieb. Das Handelsvolumen zwischen Japan und Afrika blieb mit 30 Milliarden Dollar weit dahinter zurück.

TICAD, das als Forum seit zwei Jahrzehnten besteht, will einen Dialog zwischen afrikanischen und asiatischen Partnern herstellen. Es fördert Initiativen, die einerseits Afrikas Position stärken und außerdem Partnerschaften mit wichtigen Volkswirtschaften in Asien entstehen lassen. Ko-Organisatoren von TICAD sind unter anderem die Weltbank, das UN-Büro des Afrika-Sonderberichterstatters und das UN-Entwicklungsprogramm.


Tokio sagt 32 Milliarden Dollar an Investitionen zu

Vor Vertretern von rund 40 Staaten kündigte der japanische Ministerpräsident Shinzo Abe an, neben der offiziellen Entwicklungshilfe in Höhe von 14 Milliarden Dollar 32 Milliarden Dollar an staatlichen und privaten Investitionen zur Unterstützung des Wachstums in Afrika bereitzustellen.

Experten zufolge reagiert Japan mit dem Vorstoß auf die im Land zunehmend umstrittene Präsenz Chinas in Afrika. Die Investitionen der Volksrepublik in Höhe von 127 Milliarden Dollar in Bergbau- und Industrieprojekte werden in Japan als "Griff auf die Rohstoffe" ohne Rücksicht auf Verluste kritisiert. Abe versprach dem Kontinent Unterstützung im Sinne von nachhaltiger Entwicklung. "Wir werden Afrika unterstützen, sodass die Rohstoffe dort zu einem Wirtschaftswachstum führen können."

Der japanische Regierungschef forderte außerdem größere Transparenz bei geschäftlichen Transaktionen und sicherte zu, sich für einen besseren Schutz der Rechte und der Sicherheit der etwa 30.000 Afrikaner einzusetzen, die in Japan leben und arbeiten.

Akio Shibata, der Chef des unabhängigen Forschungsinstituts für Rohstoffe, das sich mit Agrarentwicklung befasst, reagierte beunruhigt auf die Ankündigung höherer privater Investitionen. Diese Pläne gefährdeten die zahlenmäßig große Bevölkerung in ländlichen Gebieten in ganz Afrika, die mit extremer Armut zu kämpfen hätten, warnte er. Nach Angaben der Weltbank leben 48,8 Prozent aller Menschen in Subsahara-Afrika unterhalb der Armutsgrenze.

"Ich war enttäuscht, weil TICAD dringende Fragen wie die hohe Müttersterblichkeit, Umweltschutz und die faire Verteilung des Wohlstands außen vor gelassen hat", meinte Shibata auf dem Treffen. "Diese Bereiche sind wichtig für eine nachhaltige Entwicklung." Versprechungen, dass Japans technologisches Know-how Strukturreformen unterstützen sollte, drohten afrikanische Kleinbauern zu benachteiligen, warnte er.

Diese Bauern machten in den meisten Staaten des Kontinents mehr als 70 Prozent der Bevölkerung aus, erläuterte Shibata. Einen Schwerpunkt auf die Entwicklung umfangreicher Agrarprojekte zu legen, wird seiner Meinung nach dazu führen, dass große Agrarkonzerne den afrikanischen Markt beherrschen und die kleinen Bauern um Land und Einkommen gebracht werden.


Schwache menschliche Entwicklung in Mosambik

Shibata beteiligte sich an einer Nebenveranstaltung des Forums, das Bauern aus Mosambik organisiert hatten. Diese protestierten gegen das Agrarentwicklungsprogramm 'ProSavana', das vorsieht, Teile der Savanne insbesondere in dem im Norden des Landes gelegenen Nacala-Entwicklungskorridor in kommerzielle Agrarbetriebe umzuwandeln, die Soja für den Export herstellen sollen. Mosambik verzeichnet derzeit Wachstumsraten von sieben Prozent, gilt aber zugleich als eines der drei Länder Afrikas, die die schwächste menschliche Entwicklung verzeichnen.

Doch andere afrikanische Forumsteilnehmer begrüßten die Pläne Japans, sich stärker als bisher für die Entwicklung des Kontinents einzusetzen. "Japan hat Qualitätstechnologien zu bieten und könnte ausgleichend wirken, was die Vormachtstellung Chinas in afrikanischen Ländern angeht", meinte Tseliso Nteso, ein Vertreter des lesothischen Finanzministeriums, gegenüber IPS. (Ende/IPS/ck/2013)


Links:

http://www.ticad.net/
http://www.undp.org/content/undp/en/home.html
http://web.worldbank.org/WBSITE/EXTERNAL/TOPICS/EXTPOVERTY/EXTPA/0,,contentMDK:20040961~menuPK:435040~pagePK:148956~piPK:216618~theSitePK:430367~isCURL:Y,00.html
http://www.ipsnews.net/2013/06/japan-seeks-to-remake-asia-africa-relationship/

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Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 5. Juni 2013
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veröffentlicht im Schattenblick zum 6. Juni 2013