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INTERNATIONAL/273: Bolivien - Kokaanbau nimmt stetig ab (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 20. August 2015

Bolivien: Kokaanbau nimmt stetig ab

von Ronald Joshua


WIEN (IPS) - Im vierten Jahr in Folge hat Bolivien die Zahl und Größe der Felder reduziert, auf denen Koka angebaut wird. Im Jahr 2014 sank die Zahl der Kokapflanzen in dem südamerikanischen Land um elf Prozent gegenüber dem Vorjahr, wie das UN-Büro für Drogen- und Verbrechensbekämpfung in dieser Woche mitteilte. Vereinbarungen zum traditionellen Gebrauch der Pflanze im Land selbst bleiben bestehen.

Laut einer aktuellen Untersuchung des UN-Büros wurden im Jahr 2013 noch 23.000 Hektar Koka in Bolivien angebaut. 2014 waren es nur noch 20.400 Hektar. Damit ist die Anbaufläche auf ein neues Rekordtief gesunken, seit das UN-Drogenbüro 2003 begonnen hatte, den Anbau der Pflanze, auf deren Basis Kokain hergestellt wird, zu beobachten. Von 2010 bis 2014 ist der Untersuchung zufolge der größte Rückgang zu beobachten. In dem Zeitraum sank die Fläche um ein Drittel.

Traditionell wird Koka in Peru, Bolivien und Kolumbien angebaut. Die indigene Bevölkerung vor allem im Hochland in Bolivien kaut die Kokablätter unter anderem, um Hunger und Müdigkeit zu verdrängen. Auch gegen Höhenkrankheit sollen die Blätter helfen. Ein komplettes Verbot der Pflanze wäre daher kontraproduktiv, und auch die bisherigen Maßnahmen zur Reduktion des Anbaus haben nicht nur Zustimmung erhalten.


Kokaanbau erstmals 1988 eingeschränkt

In den 1980er Jahren trug der Kokanbau zu einem erheblichen Anteil zum Bruttoinlandsprodukt des Landes bei. Schätzungen zufolge kamen 15 Prozent der Kokapflanzen für die Kokainproduktion in den USA aus Bolivien. Zum ersten Mal wurde der Rückbau der Kokapflanzen 1988 gesetzlich festgehalten. Dass sich diese Maßnahme durchsetzen ließ, lag unter anderem daran, dass die Weltmarktpreise für die Droge Ende der 1980er Jahre stark einbrachen.

Dem Gesetz nach sollen langfristig lediglich 12.000 Hektar erhalten bleiben. Diese Fläche soll ausreichen, um die lokale Nachfrage der Pflanze in unverarbeiteter Form stillen zu können. Das Kauen der Blätter ist dem Gesetz nach weiterhin erlaubt.

99 Prozent der gesamten Kokaproduktion fällt in die Anbaugebiete Los Yungas de La Paz und Trópico de Cochabamba. In diesen beiden Gebieten darf Koka auch künftig angebaut werden. Durch Satellitenaufnahmen und spezielle Feldbeobachtung vor Ort konnte ein Rückgang des Kokaanbaus von 2013 auf 2014 von zehn Prozent in Los Yungas de La Paz und 14 Prozent in Trópico de Cochabamba festgestellt werden. Die Fläche sank dementsprechend von 15.700 auf 14.200 Hektar und von 7.100 auf 6.100 Hektar.


Weiterhin auch illegaler Anbau

In 22 über das Land verteilten geschützten Gebieten ist der Kokaanbau schon jetzt komplett verboten. Zusammen machen sie 16 Prozent der Fläche Boliviens aus. 2014 wurden in sechs dieser Gebiete dennoch illegale Anbauflächen gesichtet, die zusammen 214 Hektar ausmachten. Die größte Anteil lag im Nationalpark Carrasco.

Auf zwei Großmärkten ist der Handel mit Kokablättern offiziell erlaubt. Der Markt Villa Fátima liegt in La Paz, dem Regierungssitz des Landes. Der zweite offizielle Handelsplatz liegt in der Stadt Sacaba. Auf beiden Märkten zusammen wurden 2014 19.800 Tonnen der Pflanze gehandelt, das waren 60 Prozent des gesamten Anbaus. Der größte Teil - 93 Prozent - wurde in Villa Fátima verkauft. Der Durchschnittspreis stieg gegenüber dem Vorjahr um sechs Prozent und lag damit bei umgerechnet 8,3 US-Dollar pro Kilo. (Ende/IPS/jk/20.08.2015)


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http://www.ipsnews.net/2015/08/kudos-for-bolivias-success-in-reducing-coca-cultivation/

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IPS-Tagesdienst vom 20. August 2015
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veröffentlicht im Schattenblick zum 22. August 2015

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