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REDE/476: Brüderle bei Auftaktveranstaltung zur Task Force "IT-Sicherheit in der Wirtschaft" (BMWi)


Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie - Berlin, 29. März 2011

Task Force "IT-Sicherheit in der Wirtschaft"

Rede des Bundesministers für Wirtschaft und Technologie Rainer Brüderle anlässlich der Auftaktveranstaltung zur Task Force "IT-Sicherheit in der Wirtschaft"


Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrter Herr Professor Scheer,
sehr geehrter Herr Fromm,
sehr geehrter Herr Hange,
sehr geehrte Damen und Herren.

Das Internet verändert unser tägliches Leben.

Das Internet verändert unser Wirtschaften.

Das Internet verändert auch die Politik.

Zum Beispiel in Nordafrika: Da war schon von der Facebook-Revolution die Rede.

Natürlich lagen die Ursprünge der Revolutionen im wirklichen Leben.

Die Stichworte lauten:

- Freiheitswille,
- fehlende wirtschaftliche Perspektive oder
- demografischer Druck.

Die digitale Welt hat diese Prozesse wesentlich beschleunigt.

Da wurde im Internet zu Versammlungen und Demonstrationen aufgerufen.

Da hat man in Sekundenschnelle Millionen Menschen erreicht - viel mehr als über eine Mund-zu-Mund-Propaganda auf der Straße.

Raum und Zeit sind keine wesentlichen Hürden mehr.

Das ist auch für Unternehmen ein enormer Vorteil.

Für sie ist es kein Unterschied, ob der Kunde in Bangkok, Brasilia oder Böblingen sitzt.

Die Unternehmen erschließen heute viel schneller neue Absatzmärkte.

Die globale Vernetzung ist eine wichtige Triebkraft für die deutschen Exporterfolge.

Auch in Gefahrensituationen bietet uns das Internet große Vorteile.

So war die Nachricht über das schwere Erdbeben in Japan schon kurz danach über das Netz schnell und fast überall verfügbar.

Auch die Tsunami-Warnung wurde online schnell verbreitet.

Einige Menschen konnten sich dadurch rechtzeitig in Sicherheit bringen.

Das Internet hilft, das Ausmaß der Katastrophe zu erfassen.

Das unterstützt die Rettungskräfte bei ihrer wertvollen und schwierigen Arbeit.

Und auf Online-Plattformen können Nachrichten für Freunde und Verwandte hinterlassen werden.

Das hilft bei der Suche nach Vermissten.

Diese großartigen Vorteile des Internets dürfen aber über eines nicht hinwegtäuschen:

Unsere Informations- und Kommunikationssysteme sind verletzlich.

Sie können jederzeit von innen und von außen angegriffen werden.

Denn in den Weiten des Internets lauern viele Gefahren.

Das gilt für den Privatmann.

Das gilt für den Staat.

Und das gilt für unsere Unternehmen.

Ich möchte keine übertriebenen Ängste schüren.

Panik-Mache hilft niemandem weiter. Dafür gibt es auch gar keinen Grund.

Ich will aber gerade den deutschen Mittelstand sensibilisieren, weil kleinere Unternehmen oft nicht über die Ressourcen für eigene IT-Abteilungen oder IT-Fachberatungen verfügen.

Mit dem richtigen Bewusstsein können wir uns am besten gegen mögliche Angriffe schützen.

Schon mit einem kleinen, unscheinbaren USB-Stick oder Smartphone können zum Beispiel Millionen Daten geklaut werden.

Ich denke zum Beispiel an gefährliche Viren.

Sie bedrohen uns nicht nur im Herbst und im Winter zur klassischen Erkältungszeit.

Ständig können sie unsere Rechner infizieren.

Ich denke an trojanische Pferde.

Wie bei den alten Griechen werden Schadprogramme auf die eigene Festplatte geschleust.

Oder ich denke an Daten-Fischer.

Da gehen ahnungslose Nutzer den hinterlistigen Anglern ins Netz.

Das alles klingt ein bisschen wie ein Action-Film, wie bei "James Bond".

In vielen Unternehmen ist das aber mittlerweile Realität.

Netzangriffe können Computer-Abstürze zur Folge haben.

Sie können im Zusammenbruch des Netzwerkes oder des Servers enden.

Sie können auch richtig bedrohliche Ausmaße erreichen.

Hacker können Patente, Entwicklungsverfahren oder Konstruktionspläne ausspionieren.

Für Unternehmen kann das immense Folgen haben.

Es können große Aufträge oder wichtige Kundendaten verloren gehen.

Die Unternehmen können ihren Technologievorsprung und ihren Wettbewerbsvorteil verlieren.

Außerdem können sie das Vertrauen ihrer Kunden und ihren guten Ruf verlieren.

Letztendlich kosten die Aufräumarbeiten viel Geld und Zeit.

Solche Angriffe können Schäden in Millionenhöhe verursachen.

Vor allem der Datendiebstahl kann laut Erhebungen von KPMG bei mittelständischen Unternehmen im Einzelfall über 1 Million Euro kosten.

Das alles kann Betriebe in ihrer Existenz gefährden.

Netzangriffe können damit erhebliche Auswirkungen auf unseren wirtschaftlichen Wohlstand haben.

Deshalb ist der Schutz gegen solche Angriffe so wichtig.

Wir kennen die Gefahren und wir wollen vorbereitet sein.

Vor allem kleine und mittelständische Unternehmen wollen wir dabei stärker unterstützen.

Denn der Zulieferbetrieb, der Werkzeugmaschinenhersteller oder das Reisebüro haben nicht unbedingt eine eigene IT-Abteilung.

Trotzdem müssen ihre IT-Systeme sicher sein.

Sie müssen ihre IT-Systeme besser gegen Angriffe schützen können.

Häufig fehlen Ihnen dazu die richtigen Werkzeuge.

Oder sie wissen gar nicht, welche Werkzeuge es gibt.

Dabei steht ein großer Instrumentenkasten bereit.

Gegen Angriffe aus dem Netz schützen zum Beispiel Virenscanner und Firewalls.

Und Verschlüsselungsprogramme sichern die Vertraulichkeit von E-Mails.

Wir wollen über die Risiken besser informieren.

Und wir wollen über den Schutz gegen diese Risiken besser informieren.

Deshalb haben wir im Bundeswirtschaftsministerium die Task Force "IT-Sicherheit in der Wirtschaft" eingerichtet.

Dazu fällt hier und heute der Startschuss.

Die Task Force ist in der Cyber-Sicherheitsstrategie der Bundesregierung verankert.

Ein wichtiges Instrument der Task Force ist der IT-Sicherheits-Check.

Damit werden Sicherheitslücken identifiziert.

So können wir sehen, welche Lücken geschlossen werden müssen.

Für Unternehmen bedeutet das: Sie sehen, wie sicher ihre Informations- und Kommunikationssysteme sind.

Sie sehen, ob von außen einfach auf ihre Systeme zugegriffen werden kann.

Sie sehen, ob ihre Passwörter einfach geknackt werden können.

Das Unternehmen kann so seine Lücken erkennen.

Dann kann es zielgerichtet nach einer Lösung suchen.

Dabei wird ein IT-Sicherheits-Navigator helfen.

Hier sollen Fragen der Unternehmen und Lösungsangebote direkt aufeinander treffen.

Es geht uns um Aufklärung.

Es geht uns um Vorsorge.

Und es geht uns um die richtige Strategie für die Unternehmen.

Das Immunsystem der Netze muss gestärkt und widerstandsfähig gemacht werden.

Prophylaxe ist auch hier die beste Therapie.

Wir wollen klar machen: Die Investition in die Sicherheit rentiert sich.

Deshalb werden wir auf einer neuen Internetplattform

- beraten,
- informieren und
- die Möglichkeit zum gegenseitigen Austausch geben.

Wir wollen damit den Mittelstand direkt erreichen.

Hier leisten die drei Arbeitsgruppen der Task Force einen wichtigen Beitrag.

Sie arbeiten schon seit Wochen intensiv.

Sie stellen eine Brücke zwischen der Task Force und den KMU her.

Der Austausch zwischen Wirtschaft und Politik ist mir sehr wichtig. Damit wir konkret und auf die Bedürfnisse zugeschnitten arbeiten können.

Deshalb arbeiten wir eng mit der Wirtschaft zusammen.

Schon heute gibt es viele Initiativen, Leitfäden und Checklisten.

Mit der Task Force wollen wir diesen Angebote-Dschungel lichten.

Deshalb bündeln wir die bestehenden Initiativen.

Die Task Force bildet damit das Dach aller Angebote.

So glauben wir, dass wir die mittelständische Wirtschaft noch besser ansprechen können.

Ein Steuerkreis begleitet und berät die Task Force.

Viele der Mitwirkenden im Steuerkreis sind heute mit einem Ausstellungs-Stand im Foyer vertreten.

Sie können unsere Partner hier direkt kennen lernen.

Meine Damen und Herren.

Die globale Vernetzung bringt uns heute viele Vorteile.

Wir wollen und wir müssen diese Vorteile nutzen.

Wir wissen aber auch um die Gefahren.

Dagegen können und müssen wir uns schützen.

Hier gibt es noch viel Aufklärungsbedarf.

Mit der Task Force wollen wir den Unternehmen zu mehr Vorsicht im Netz verhelfen. Denn es nützt nichts, vor lauter Angst, gar nichts zu machen.

Mir ist die Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Politik sehr wichtig.

Deshalb freue ich mich über die konstruktive Zusammenarbeit mit Ihnen.

Ich bedanke mich ausdrücklich für Ihr großes Engagement in den letzten Monaten.

Ich freue mich auch über Ihre Mitwirkung heute.

Und ich ermutige Sie, den Prozess weiterhin aktiv mitzugestalten.

Dafür bietet die heutige Veranstaltung eine gute Plattform.

Deutschland wird seine Spitzenposition in der Welt nur dann erhalten können, wenn wir neue technologische Möglichkeiten nutzen.

Angst ist dabei ein schlechter Ratgeber und zur Angst besteht auch gar kein Anlass.

Wir arbeiten gründlich, aber weltweit herrscht ein harter Wettbewerb.

Zwei Drittel des weltweiten Wirtschaftswachstums wird in den Schwellenländern Asiens und Lateinamerikas erarbeitet.

Diesem Wettbewerb müssen wir uns stellen.

Deshalb müssen wir alle Chancen nutzen, die sich bieten.

Dabei gilt nicht nur für die IT, sondern auch für die Politik, dass vernünftiges, rationales Handeln noch nie geschadet hat.

Vielen Dank.


Weiterführende Informationen

TASK FORCE "IT-Sicherheit in der Wirtschaft"
http://www.bmwi.de/BMWi/Navigation/Service/veranstaltungen,did=382160.html

Brüderle gibt Startschuss für die Task Force "IT-Sicherheit in der Wirtschaft"
http://www.bmwi.de/BMWi/Navigation/Presse/pressemitteilungen,did=384688.html

Video: Pressestatement des Bundesministers Rainer Brüderle anlässlich der Vorstellung der Cyber-Sicherheitsstrategie für Deutschland
http://www.bmwi.de/BMWi/Navigation/Medienraum/videos,did=382138.html

Zur Rubrik Sicherheit
http://www.bmwi.de/BMWi/Navigation/Technologie-und-Innovation/Digitale-Welt/sicherheit.html

Zur Rubrik Mittelstand Digital
http://www.bmwi.de/BMWi/Navigation/Technologie-und-Innovation/Digitale-Welt/mittelstand-digital.html

Zur Rubrik Digitale Welt
http://www.bmwi.de/BMWi/Navigation/Technologie-und-Innovation/digitale-welt.html

Zur Rubrik Mittelstand
http://www.bmwi.de/BMWi/Navigation/mittelstand.html


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Quelle:
BMWi-Pressemitteilung vom 29. März 2011
Herausgeber: Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie
Pressestelle des BMWi
Telefon: 03018-615-6121 oder -6131
E-Mail: buero-L2@bmwi.bund.de
Internet: http://www.bmwi.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 31. März 2011