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UNTERNEHMEN/2278: General Motors und Peugeot-Citroën beschlossen strategische Allianz (Irene Feldbauer)


General Motors und Peugeot-Citroën haben strategische Allianz beschlossen

Von Irene Feldbauer, 2. März 2012


Die Auto-Konzerne General Motors und Peugeot-Citroën haben am 29. Februar mitgeteilt, dass sie eine langfristige und breitgefächerte weltweite strategische Allianz eingehen. Damit sollen, wie es in der gemeinsamen Pressemitteilung weiter heißt, gemeinsame Stärken und Fähigkeiten genutzt werden, um die Profitabilität und Wettbewerbsfähigkeit beider Partner noch weiter zu verbessern. Als Grundlage der Allianz werden zwei Hauptsäulen genannt: Die gemeinsame Nutzung von Fahrzeugarchitekturen, Komponenten und Modulen sowie der Aufbau eines weltweiten Einkaufs-Joint-Ventures.

Danach soll der Einkauf von Material und Komponenten sowie anderen Gütern und Dienstleistungen zusammengelegt werden. Das gemeinsame, geschätzte jährliche Einkaufsvolumen werde rund 125 Milliarden USD betragen. Jedes Unternehmen werde seine Fahrzeuge weiterhin als eigenständiger Wettbewerber vermarkten und verkaufen. Über diese Säulen hinaus schaffe die Allianz eine flexible Grundlage, die es beiden Unternehmen erlaube, weitere Felder der Kooperation auszuloten.


GM wird zweitgrößter Aktionär bei Peugeot-Citroën

Im Zusammenhang mit der Allianz erwartet PSA Peugeot-Citroën, über eine Kapitalerhöhung eine Milliarde Euro beschaffen zu können. Derzeitige Aktionäre von PSA Peugeot-Citroën erhalten dabei ein Vorzugsrecht. Die Kapitalerhöhung findet unter Einbeziehung eines Bankenkonsortiums statt. Als Zeichen ihres Vertrauens in den Erfolg der Allianz sind in diesem Betrag außerdem Investitionen seitens der Peugeot-Familiengruppe enthalten. Das Abkommen enthält keine besonderen Bestimmungen, welche die Unternehmensführung von PSA Peugeot-Citroen betreffen. Im Rahmen der Vereinbarung plant GM, einen siebenprozentigen Aktienanteil von PSA Peugeot-Citroën zu erwerben, womit General Motors der zweitgrößte Aktionär nach der Peugeot-Familiengruppe würde.

"Die Partnerschaft birgt enorme Chancen für unsere beiden Unternehmen", sagte Dan Akerson, GM-Vorstandsvorsitzender und Chief executive Officer (CEO). "Addiert man die erwarteten Synergien dieser Allianz noch zu unseren eigenen, davon unabhängigen Plänen für eine Ergebnisverbesserung, dann ist GM in Europa auf langfristige und nachhaltige Profitabilität ausgerichtet."


Peugeot-Citroën setzt auf enormes Entwicklungspotenzial.

Philippe Varin, Vorstandsvorsitzender von PSA Peugeot-Citroën, erklärte: "Die Gründung dieser Allianz ist ein ganz besonderer Moment für beide Unternehmen. Die Partnerschaft verfügt über enormes Entwicklungspotenzial. Mit der starken Unterstützung unserer derzeitigen Aktionäre und dem neu hinzukommenden, renommierten Aktionär wird die gesamte Unternehmensgruppe mobilisiert, die Chancen des Abkommens vollständig zu nutzen." Im Rahmen der getroffenen Vereinbarung werden GM und PSA Peugeot-Citroën ausgewählte Fahrzeugarchitekturen, Module und Komponenten weltweit gemeinsam nutzen, um Kosten einzusparen, Effizienzen zu erzielen, Skaleneffekte zu nutzen, neue und fortschrittliche Technologien einzuführen und Emissionen zu reduzieren. Die gemeinsame Nutzung von Architekturen macht nicht nur weltweite Applikationen möglich, sondern erlaubt es beiden Partnern auch, speziell in Europa Fahrzeugprogramme in den nötigen Stückzahlen kosteneffizient umzusetzen.

Zunächst wollen sich GM und PSA Peugeot-Citroën auf Klein- und Mittelklassefahrzeuge sowie auf die Fahrzeuggattungen MPV und Crossover konzentrieren. Die beiden Unternehmen erwägen darüber hinaus, eine neue gemeinsame Architektur für Automobile mit besonders niedrigen Emissionen zu entwickeln. Das erste Fahrzeug auf Basis einer gemeinsamen Architektur wird für das Jahr 2016 erwartet.


Vorteile sollen Partnern zu gleichen Teilen zu Gute kommen.

Die Allianz ergänze zwar die unabhängigen Bemühungen beider Unternehmen, das jeweilige europäische Geschäft zu nachhaltiger Profitabilität zu führen, es ersetze diese aber nicht, wird betont. Die im Abkommen definierte Einkaufskooperation erlaube es beiden Unternehmen, als eine gemeinsame Organisation gegenüber Zulieferern aufzutreten und Material, Komponenten und Dienstleistungen einzukaufen. Die Kombination aus bewährten globalen Prozessen und Strukturen von GM mit den besten Methoden von PSA Peugeot-Citroën werde die Effizienz und Wertschöpfung beider Einkaufsorganisationen entscheidend verbessern. Darüber hinaus werden im Rahmen der Allianz weitere Bereiche bezüglich einer möglichen Zusammenarbeit geprüft, beispielsweise in den Bereichen Transport und Logistik. Hier beabsichtigt GM eine strategische kommerzielle Zusammenarbeit mit Gefco, einem integrierten Logistik-Serviceanbieter, der ein Tochterunternehmen von PSA Peugeot-Citroën ist. Dabei würde Gefco Logistikdienstleistungen für GM in Europa, inklusive Russland, erbringen.

Die beiden Unternehmen gehen davon aus, dass nach rund fünf Jahren im Rahmen der Allianz Synergien in Höhe von ungefähr zwei Milliarden USD (circa 1,5 Milliarden Euro) pro Jahr entstehen. Die Synergien werden im Wesentlichen mit den neuen gemeinsamen Fahrzeugprogrammen gehoben, weshalb sie in den ersten beiden Jahren geringer ausfallen dürften. Es ist zu erwarten, dass die Vorteile den Partnern zu gleichen Teilen zu Gute kommen.

Die Allianz wird von einem weltweiten Lenkungsausschuss gesteuert, in dem hochrangige Führungskräfte beider Unternehmen vertreten sind.

Die Umsetzung unterliege noch den notwendigen behördlichen Genehmigungen in den jeweiligen Ländern sowie der Information der zuständigen Arbeitnehmervertretungen.


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Quelle:
© 2012 by Irene Feldbauer
Mit freundlicher Genehmigung der Autorin


veröffentlicht im Schattenblick zum 3. März 2012