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UNTERNEHMEN/2472: Großes Transparenzgefälle bei Managervergütung öffentlicher Unternehmen (idw)


Universität Leipzig - 27.04.2015

Großes Transparenzgefälle bei Managervergütung öffentlicher Unternehmen


Für öffentliche Unternehmen wird immer stärker der transparente Ausweis der Top-Managementvergütung gefordert. Der Nachholbedarf ist enorm: Nach einer aktuellen Studie von Wirtschaftswissenschaftlern der Universität Leipzig legt nicht einmal jedes dritte von 320 untersuchten öffentlichen Unternehmen die Managervergütung individualisiert offen. Selbst in Bundesländern, in denen die Offenlegung in einem Gesetz verankert ist, befolgen demnach die Hälfte der Unternehmen die gesetzlichen Vorschriften nicht. Die Ergebnisse der Studie sind nachzulesen in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift "Verwaltung und Management".


"Unsere Daten deuten stark daraufhin, dass das begründete und von der Politik zunehmend formulierte Ziel der individualisierten Offenlegung nur über präzise gesetzliche Regelungen zu erreichen sein wird und verantwortliche Akteure noch mehr dafür Sorge tragen müssen, dass die Gesetze tatsächlich umgesetzt werden", sagt Ulf Papenfuß, Juniorprofessor für Public Management an der Universität Leipzig. "Über eine ausschließlich freiwillige Selbstregulierung ist das Ziel einer hinreichenden Transparenz nach den Befunden nicht zu erreichen."

Zusammen mit Benjamin Friedländer und Christian Schmidt hat Ulf Papenfuß die Vergütungsoffenlegung anhand der aktuellsten verfügbaren Daten des Geschäftsjahres 2012 analysiert. Unter die Lupe genommen haben die Wissenschaftler 320 Unternehmen in Privatrechtsform in den 16 Landeshauptstädten beziehungsweise Stadtstaaten und zehn größten deutschen Städten in elf Branchen.

Im Gesamtschnitt der Städte weisen 57,2 Prozent der Unternehmen die Vergütung gar nicht aus. 28,4 Prozent legen ihre Vergütung individualisiert und 14,4 Prozent als Gesamtbetrag offen. In Kiel und Saarbrücken macht keines der untersuchten Unternehmen Angaben zur Managervergütung. In Potsdam, Dresden und Magdeburg wurden von weniger als zehn Prozent der Unternehmen Gehälter offengelegt - und dies auch nur als Gesamtbetrag.

Die höchste Transparenz zeigten Unternehmen in Köln und Düsseldorf. "Erwartungsgemäß", wie Ulf Papenfuß sagt. Schließlich gebe es in Nordrhein-Westfalen seit 2009 ein Transparenzgesetz zur personenbezogenen Offenlegung der Managervergütung. "Ähnliche Gesetze existieren in den Stadtstaaten Berlin und Hamburg. Allerdings werden sie nicht immer befolgt. So haben zum Beispiel in Dortmund mehr als die Hälfte der Unternehmen die Managervergütung noch immer nicht offengelegt."

Auch in Bezug auf die Branchen herrscht laut der Studie ein großes Transparenzgefälle. In keiner Branche legen mehr als die Hälfte der Unternehmen die Managergehälter individualisiert offen. Am weitesten gediehen ist die Transparenz bei Unternehmen der Wohnungswirtschaft, im Bereich Abfall/Entsorgung und bei Krankenhäusern. Das Branchen-Schlusslicht ist die Energieerzeugung (keine Offenlegung bei 77,3 Prozent der Unternehmen).


Publikation:
Ulf Papenfuß, Benjamin Friedländer, Christian Schmidt:
"Transparenzgefälle bei der Vergütung von Top-Managern öffentlicher Unternehmen im Städte- und Branchenvergleich",
in: Verwaltung & Management, Jahrgang 21 (2015), Heft 2,
DOI: 10.5771/0947-9856-2015-2-65



Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution232

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Universität Leipzig, Dipl.-Journ. Carsten Heckmann, 27.04.2015
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 29. April 2015

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