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UNTERNEHMEN/2707: Munich Re-Hauptversammlung - Klimaschutz predigen und an Kohle verdienen?! (urgewald)


urgewald - Pressemitteilung vom 25. April 2018

Munich Re-Hauptversammlung:
Klimaschutz predigen und an Kohle verdienen?!

- Neue Recherchen belegen Unterstützung des polnischen Kohle-Sektors
- Klima-Anlagekriterien im Vergleich zu Konkurrenten auffallend schwach
- urgewald übt Kritik vor Ort zusammen mit Aktivist aus Polen


München, 25.4.2018 - Während der weltgrößte Rückversicherer immer wieder mit mahnenden Klima-Studien in der Öffentlichkeit steht, unterstützt er in seinem Versicherungsgeschäft weiter die größten Verursacher des Klimawandels. Dazu will die urgewald-Energie-Expertin Regine Richter den Konzernvorstand heute auf der Hauptversammlung in München zur Rede stellen und fast 6.000 Unterschriften einer urgewald-Protestaktion überreichen. Begleitet wird Richter von Jan Chudzynski von der Klimaschutzorganisation Development YES - Open-Pit Mines NO, die in Polen zu den Umwelt- und Gesundheitsfolgen von Kraftwerken und Braunkohletagebauen arbeitet.

Laut jüngster Recherchen hat sich die Munich Re über ihre lokale Tochtergesellschaft Ergo Hestia seit 2013 an über 15 Versicherungsverträgen für die polnische Kohleindustrie beteiligt. Beispielsweise hat sie noch im Jahr 2016 zusammen mit weiteren Versicherern die Absicherung der Kraftwerke und Minen des polnischen Konzerns ZE PAK bis 2019 verlängert. ZE PAK möchte drei neue Tagebaue mit insgesamt mehr als 1 Milliarde Tonnen Braunkohle eröffnen, in etwa so viel wie im deutschen Braunkohletagebau Garzweiler lagert. Zudem fanden Chudzynski und seine Kollegen heraus, dass Munich Re als Rückversicherer den staatlich kontrollierten polnischen Versicherer PZU absichert. Dieser hat eine führende Stellung bei der Versicherung des polnischen Kohlesektors.

Jan Chudzynski sagt: "Nirgendwo in der Europäischen Union richtet die Kohleindustrie so viel Schaden an wie in Polen. Sie ist für geschätzte 5.800 vorzeitige Todesfälle pro Jahr auf dem gesamten Kontinent verantwortlich. Ihre Expansionspläne würden, wenn sie Realität werden, alle notwendigen Schritte blockieren, mit denen Polen und Europa die Pariser Klimaziele noch erreichen können. Ich fordere Versicherungskonzerne wie Munich Re auf, Verantwortung für Klima und Gesundheit zu übernehmen. Schluss mit der Versicherung und der Rückversicherung für Polens Kohleabhängigkeit!"

Regine Richter von urgewald ergänzt: "Munich Re hat bei der Vorstellung der Zahlen von 2017 klar gesagt, dass Naturkatastrophen das Geschäft des vergangenen Jahres dominierten. Als Unternehmen, das seit über 40 Jahren vor dem Klimawandel warnt, versteht der Versicherer den Zusammenhang zwischen Kohleverbrennung und Stürmen, Dürren sowie Überschwemmungen nur zu gut. Deshalb ist es schizophren, Kohleunternehmen und -projekte weiter zu versichern. Es sei denn, der Versicherer sieht den Klimawandel lediglich als Gelegenheit für den Verkauf von mehr Versicherungsprodukten." Andere Rückversicherer übernehmen schon heute mehr Verantwortung: Swiss Re und Scor schließen bereits bestimmte Kohle-Investitionen und -Versicherungen aus.



Weitere Informationen:

Report "Dirty Business - Insurance companies supporting the growth of Polish coal?
https://unfriendcoal.com/wp-content/uploads/2018/02/Dirty-Business_Unfriend-Coal.pdf

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Quelle:
Pressemitteilung vom 25. April 2018
Herausgeber: urgewald e.V.
Hauptgeschäftsstelle:
Von-Galen-Straße 4, 48336 Sassenberg
Telefon: 02583/1031, Fax: 02583/4220
Internet: www.urgewald.org


veröffentlicht im Schattenblick zum 26. April 2018

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