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INTERNATIONAL/044: Pakistan - Unruheprovinz hofft auf DNA-Labor zur Aufklärung von Terroranschlägen (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 2. Dezember 2011

Pakistan: Unruheprovinz hofft auf DNA-Labor zur Aufklärung von Terroranschlägen

von Ashfaq Yusufzai


Peschawar, 2. Dezember (IPS) - In Pakistans Unruheprovinz Khyber Pakhtunkhwa soll ein DNA-Labor für Erfolge bei der Aufklärung von Terroranschlägen und anderen Straftaten sorgen. Nach Angaben der lokalen Behörden haben bereits etliche Länder dem Projekt ihre Unterstützung zugesagt.

"Das lang ersehnte DNA-Labor wird zu besseren Ergebnissen bei der Untersuchung von Bombenanschlägen und Selbstmordattentaten führen", ist der außerordentliche Professor an der Medizinischen Fakultät von Peschawar, Hakim Khan Afridi, überzeugt.

Bisher haben die Ermittler in Kyber Paktunkhwa keine Möglichkeit, die Identität von Selbstmordattentätern durch einen DNA-Abgleich mit Verwandten zu klären. "Seit 2005 ist es zu mehr als zehn Selbstmordanschlägen gekommen. Doch die Regierung weiß nicht, wer sich hinter diesen Taten verbirgt - ob es Pakistaner oder Ausländer sind", erläutert Afridi.

Hinzu kommt, dass der Mangel an Beweisen die Gerichte oftmals dazu zwingt, mutmaßliche Terroristen laufenzulassen. "So konnten bisher nur wenige Verdächtige rechtskräftig verurteilt werden", berichtet Afridi. "Die Terrornetze zu zerschlagen, stellt für die pakistanische Regierung eine Herkulesaufgabe dar."


Identität von Selbstmordattentätern unbekannt

Die Kosten für das DNA-Labor belaufen sich auf rund 6,5 Millionen US-Dollar. Finanziert werden soll die Technologie mit Hilfe der Geber, allen voran den USA. Wie der Informationsminister von Khyber Pakhtunkhwa, Iftikhar Hussain, berichtet, haben "etliche Staaten einschließlich USA und Japan dem Vorhaben ihre finanzielle und technische Hilfe zugesagt".

"Eine solche Technologie ist seit langem überfällig, auch um nicht-terroristische Delikte aufzuklären", meint Khalid Khan, ein Mitarbeiter der Forensikabteilung der Polizei. Auch die Einrichtung einer Datenbank mit Fingerabdrücken sei geplant.


Geringe Aufklärungsrate

Dem Polizeioffizier Omar Ali zufolge wurden in der Provinz im vergangenen Jahr 1.450 Straftaten registriert, darunter 832 Morde und 99 Sexualdelikte. Doch nur wenige Täter konnten überführt werden.

In Abwesenheit wissenschaftlicher Methoden der Beweisführung versucht die Polizei die mutmaßlichen Täter häufig mit Gewalt zu Geständnissen zu zwingen. Khan zufolge ist dies ein völlig nutzloses Unterfangen, da die Betroffenen vor Gericht ohnehin widerriefen. (Ende/IPS/kb/2011)


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veröffentlicht im Schattenblick zum 3. Dezember 2011