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KIRCHE/1396: Die lutherische Reformation ist Weltbürgerin geworden (VELKD)


Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands (VELKD) - 2. November 2011

Die lutherische Reformation ist Weltbürgerin geworden

LWB-Generalsekretär Martin Junge sieht innovative, ökumenische und globale Dimension des Reformationsjubiläums



Timmendorfer Strand. Der Generalsekretär des Lutherischen Weltbundes (LWB), Pfarrer Martin Junge (Genf), hat auf der Generalsynode der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) den weltweiten Bezug des Reformationsjubiläums 2017 aufgezeigt. "Die lutherische Reformation ist mittlerweile eine Weltbürgerin geworden." Nach ihrer Auswanderung aus den historischen Zentren in Deutschland sei nun zu beobachten, wie sie wieder einwandere "und wie das, was anderswo neu gelernt wird, den theologischen und praktischen Diskurs der Kirchen der Reformation heute prägt und bereichert".

Bereits Luthers theologische Einsicht der Vorherrschaft der Gnade, die auf den nordafrikanischen Kirchenvater Augustin zurückgehe, sei eine Form der Inkulturation gewesen. "Von Thagaste nach Rom oder von Hippo nach Wittenberg: das hört sich mindestens so abenteuerlich an wie von Wittenberg nach Tegucigalpa, von Minnesota nach Manila oder von Uppsala nach Chennai." Die lutherische Reformation sei heute ein globales und polyzentrisches Gebilde mit den unterschiedlichsten Prägungen und Ausdrucksformen.

Als ein Beispiel sichtbarer Inkulturation hob der Generalsekretär die Bedeutung der Menschwerdung Gottes für die unberührbaren Dalits in Indien hervor. "Gott suchte und fand den Weg aus der Unberührbarkeit, indem er in Jesus Christus Mensch wurde." Ein anderes Beispiel stelle die Feier des Abendmahls dar, wie er sie als Pfarrer einer "sehr armen, marginalisierten Gemeinde" in Chile erlebt habe. Dort werde "das Abendmahl zu einem Fest der Inklusion, der bedingungslosen Annahme und der Überwindung von Strukturen der Marginalisierung", so Junge.

Eine besonders tiefgreifende Form der Inkulturation sei in Minderheitskirchen erfolgt. "Diese Kirchen haben es gelernt, sich jenseits jeglicher sozialer, kultureller oder religiöser Plausibilität in ihren jeweiligen Kontexten nicht nur zu behaupten, sondern oft genug auch relevant einzubringen. Sie setzen das ABC des christlichen Glaubens nicht mehr voraus, sondern bieten es an." Außerdem würden sie sich im Hinblick auf das Verhältnis von Staat und Kirche "viel stärker als bislang üblich im zivilgesellschaftlichen Bereich verorten", so der LWB-Generalsekretär.

Die Vorbereitungen des Lutherischen Weltbundes auf das Reformationsjubiläum 2017 konzentrierten sich zudem auf die ökumenische Dimension. 2017 werde der Beginn der Dialoge zwischen der römisch-katholischen Kirche und den lutherischen Kirchen genau 50 Jahre alt. Junge betonte, dass man nicht hinter "die Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre, die der Vatikan und der LWB im Jahr 1999 unterzeichnet haben", zurückfallen dürfe.

Schließlich solle das Reformationsjubiläum zum Anlass genommen werden, sich dem innovativen Potential der reformatorischen Einsichten für einen anhaltenden Erneuerungsprozess der Kirchen zu öffnen. "Damit wollen wir sicherstellen, dass bei aller notwendigen historischen Rückbesinnung und Aufarbeitung die Frage nach der gegenwärtigen Bedeutung der Reformation unbedingt im Mittelpunkt stehen soll", resümierte Junge.

Die 5. Tagung der 11. Generalsynode der VELKD findet vom 1. bis 3. und am 6. November 2012 in Timmendorfer Strand statt.


Hinweis: Der Beitrag von Generalsekretär Martin Junge sowie weitere Informationen zur Generalsynode sind unter www.velkd.de/Generalsynode2012.php einzusehen.

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Quelle:
Pressemitteilung vom 2. November 2012
Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands (VELKD)
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veröffentlicht im Schattenblick zum 3. November 2012