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KIRCHE/2177: Internationaler Tag des Gebets und der Reflexion gegen den Menschenhandel (DBK)


Pressemitteilungen der Deutschen Bischofskonferenz vom 07.02.2019

"Der Skandal der Sklaverei ereignet sich mitten unter uns"

Internationaler Tag des Gebets und der Reflexion gegen den Menschenhandel


Der 8. Februar ist der Gedenktag der hl. Josephine Bakhita (1869-1947), Schutzpatronin der Opfer von Sklaverei. Aus diesem Anlass begehen katholische Christen in aller Welt einen Tag des Gebets und der Reflexion gegen den Menschenhandel. Weihbischof Ansgar Puff (Köln), stellvertretender Vorsitzender der Migrationskommission der Deutschen Bischofskonferenz, der in deren Auftrag das kirchliche Engagement in diesem Bereich begleitet, unterstreicht die Bedeutung des Gedenktages: "Das Fest der hl. Josephine Bakhita führt uns die Grausamkeit des Menschenhandels schonungslos vor Augen: Ein Mädchen wird verschleppt und misshandelt, für ihre Besitzer ist es nichts als ein Gebrauchsgegenstand; das Leid, das Menschen ihm zufügen, schreit zum Himmel. Und zugleich zeigt sich an seinem Beispiel: Gott steht auf der Seite derer, die sich gegen die Sklaverei erheben und die Würde des Menschen verteidigen."

Josephine Bakhita war bereits als Kind im sudanesischen Darfur versklavt worden; schließlich gelangte sie nach Italien, wo sie mit Hilfe einer Ordensgemeinschaft die Freiheit errang. Sie ließ sich taufen, wurde selbst Ordensschwester und erfuhr im norditalienischen Schio schon zu Lebzeiten Verehrung. Papst Johannes Paul II. hat sie im Jahr 2000 heiliggesprochen. In seiner Enzyklika Spe salvi veranschaulicht Papst Benedikt XVI. an ihrem Beispiel die Reichweite der christlichen Hoffnung: "Nun hatte sie 'Hoffnung' - nicht mehr bloß die kleine Hoffnung, weniger grausame Herren zu finden, sondern die große Hoffnung: Ich bin definitiv geliebt, und was immer mir geschieht - ich werde von dieser Liebe erwartet. ... Durch diese Hoffnungserkenntnis war sie 'erlöst', nun keine Sklavin mehr, sondern freies Kind Gottes."

Weihbischof Puff betont die Aktualität des Schicksals von Josephine Bakhita: "Der Skandal der Sklaverei ereignet sich mitten unter uns. In Deutschland leiden Tausende von Menschen unter Zwangsprostitution und Arbeitsausbeutung. Der heutige Gebetstag ist ein Tag der Solidarität mit den Opfern." Kirchengemeinden und kirchlichen Initiativen, die sich an dem Gebetstag beteiligen, wird der Gebetstext empfohlen, den der Heilige Vater anlässlich des diesjährigen Bakhita-Tages sprechen wird.

Papst Franziskus räumt dem Kampf gegen den Menschenhandel einen besonderen Stellenwert ein. 2014 wurde in seiner Anwesenheit die "Santa Marta Group" gegründet, in der Bischöfe, Ordensschwestern und leitende Polizeibeamte zur Bekämpfung des Menschenhandels und Unterstützung der Opfer zusammenarbeiten. Im gleichen Jahr unterzeichnete er mit hochrangigen Würdenträgern anderer Religionsgemeinschaften im Vatikan eine Erklärung, die dazu aufruft, die "moderne Sklaverei weltweit bis 2020 und für alle Zeiten abzuschaffen". Eine aktuelle Initiative des Papstes ist die pastorale Orientierungshilfe, die die vatikanische Abteilung für Migranten und Flüchtlinge im Januar 2019 veröffentlicht hat (Pastoral Orientations on Human Trafficking). Darin werden Ursachen und Formen des Menschenhandels analysiert und konkrete Empfehlungen zur Bekämpfung der "modernen Sklaverei" gegeben.


Hintergrund

Unter "moderner Sklaverei" bzw. "Menschenhandel" versteht man verschiedene Formen der Unterwerfung und Ausbeutung. Laut den "Global Estimates of Modern Slavery" waren 2017 mehr als 40 Millionen Menschen Opfer moderner Sklaverei (v. a. sexuelle Ausbeutung und Arbeitsausbeutung); mehr als zwei Drittel waren Frauen. Für Deutschland wird geschätzt, dass bis zu 167.000 Personen von moderner Sklaverei betroffen sind.

Für das internationale kirchliche Engagement gegen den Menschenhandel ist die Santa Marta Group von Relevanz. Sie geht auf eine Initiative der Bischofskonferenz von England und Wales zurück und wurde 2014 im vatikanischen Gästehaus Domus Sanctae Marthae gegründet. Aus Deutschland sind Vertreter der Deutschen Bischofskonferenz, der katholischen Frauenrechtsorganisation Solwodi und des Bundeskriminalamts beteiligt.

Die katholischen Organisationen, die sich in Deutschland gegen den Menschenhandel engagieren, haben sich 2014 auf Anregung der Migrationskommission der Deutschen Bischofskonferenz in der "Arbeitsgruppe Menschenhandel" zusammengeschlossen. Neben dem Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz und dem Katholischen Büro in Berlin sind darin der Deutsche Caritasverband, die Deutsche Kommission Justitia et Pax, Renovabis, Solwodi, IN VIA und das Fraueninformationszentrum Stuttgart vertreten. Seit 2018 ist der stellvertretende Vorsitzende der Migrationskommission der Deutschen Bischofskonferenz, Weihbischof Ansgar Puff (Köln), für die Thematik zuständig.

Hinweise:

Das Gebet zur Heiligen Josephine Bakhita und ihre Vita (Auszug aus der Enzyklika Spe salvi von Papst Benedikt XVI.) ist unter www.dbk.de verfügbar. Die Pastoralen Orientierungen des Vatikans zum Thema Menschenhandel (Pastoral Orientations on Human Trafficking) finden Sie auf der Internetseite der vatikanischen Abteilung für Migranten und Flüchtlinge.

Weitere Informationen zum Thema Menschenhandel sind unter weltkirche.katholisch.de, santamartagroup.com und migrants-refugees.va verfügbar.

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Quelle:
Pressemitteilung Nr. 017 vom 7. Februar 2019
Deutsche Bischofskonferenz
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veröffentlicht im Schattenblick zum 8. Februar 2019

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