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KIRCHE/503: Palästina-Israel - ÖRK stärkt Friedensbemühungen (ÖRK)


Ökumenischer Rat der Kirchen - Pressemitteilung vom 3. Juli 2007

Palästina-Israel: ÖRK stärkt kirchliche Friedensbemühungen


Die Kirchen in Palästina und Israel erwarten von der Gemeinschaft des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), dass sie die lokalen Kirchen in ihren Bemühungen um einen gerechten Frieden in der Region stärker unterstützt. Dies ist die wichtigste Erkenntnis einer ökumenischen Delegation, die vom 21.-26. Juni unter Leitung von ÖRK-Generalsekretär Pfr. Dr. Samuel Kobia Palästina und Israel besucht hat. Ein neues Friedensforum, das im Vorfeld der Besuchsreise eröffnet worden war, sowie ökumenische Begleitung stehen ganz oben auf der Prioritätenliste der Kirchen zur Verwirklichung dieses Ziels.

"Mit unserem Besuch haben wir bekräftigt, dass es Aufgabe des ÖRK ist, die Kirchen in Palästina und Israel zu stärken und zu unterstützen", erklärte ÖRK-Delegationsmitglied Pfarrer Dr. Olav Fykse Tveit, Leiter des Rates für ökumenische und internationale Beziehungen der Kirche von Norwegen. "Dabei wird es von entscheidender Bedeutung sein, dass wir den Kirchen im Heiligen Land aufmerksam zuhören und sie selbst entscheiden lassen, welche Form der Unterstützung sie brauchen", fügte er hinzu.

Das vor kurzem in Jordanien eröffnete [1] Palästina/Israel-Forum, das bei den Kirchenführern in Jerusalem ein sehr positives Echo fand [2], sei ein "privilegiertes Instrument, um eine stärkere Beteiligung der Mitgliedskirchen des ÖRK an der Fürsprachearbeit für einen gerechten Frieden in der Region zu erreichen", sagte Kobia. "Das Forum wird unseren Mitgliedskirchen die Möglichkeit zu intensiverer Informations- und Aufklärungsarbeit in ihren Gemeinden wie auch in der breiten Öffentlichkeit geben."

"Ganz oben auf der Prioritätenliste des Forums sollten Jugendanliegen stehen", erklärte Delegationsmitglied Christine Biere von der Evangelischen Kirche in Deutschland, die Mitglied des ÖRK-Zentralausschusses wie auch des ÖRK-Jugendgremiums ist. "Friedenserziehung für Jugendliche und Kinder" sei, so Biere, ein "Schlüsselfaktor" für erfolgreiche Friedensarbeit und "ein zentrales Anliegen der Kirchen vor Ort".


Begleitung der Menschen in den besetzten Gebieten

Starke Unterstützung fand das Ökumenische Begleitprogramm in Palästina/Israel (EAPPI), das Kirchen in aller Welt die Möglichkeit gibt, konkret an den Bemühungen um die Schaffung eines gerechten Friedens mitzuwirken.

Die ÖRK-Delegation hatte Gelegenheit, sich aus erster Hand einen Eindruck von der Arbeit der ökumenischen Begleiter und Begleiterinnen zu verschaffen. Sie begleitete EAPPI-Freiwillige bei ihrer Arbeit: in Jayyous, einer kleinen Stadt im Westjordanland, die von ihren Feldern abgeschnitten ist; in Hebron, einer palästinensischen Stadt mit 160 000 Einwohnern, in deren Zentrum sich rund 400 radikale israelische Siedler niedergelassen und das ehemals pulsierende wirtschaftliche Leben zerstört haben; in Aida, einem Flüchtlingslager mit ca. 4600 Bewohnern, die während des Krieges von 1948 hierher geflohen sind; und in der Gemeinde Bethlehem, die an der Abschottung durch die rund um verlaufende "Trennmauer" der israelischen Regierung zu ersticken droht.

"Die ökumenischen Begleitpersonen sind die Augen und Ohren der ökumenischen Familie, die diesen Konflikt vor Ort mitverfolgen", erklärte Kobia am Ende der Besichtigung von Strassensperren, Kontrollpunkten und leeren Straßen mit geschlossenen Geschäften.


Interreligiöse Begegnungen und Besuch heiliger Stätten

Die ÖRK-Delegation traf mit dem Mufti von Jerusalem und Palästina, Scheich Mohammed Hussein, sowie den zwei Oberrabbinern Israels, Rabbi Yona Metzger (aschkenasisch) und Shlomo Amar (sephardisch) zusammen. Gegenstand der Gespräche waren Fragen der Friedens- und Versöhnungsarbeit, Beziehungen und Dialog zwischen den Religionen sowie gemeinsame Wertvorstellungen.

"An die Stelle propagandistischer Erziehung, die den Anderen verteufelt und Hass schürt, muss eine Erziehung mit soliden moralischen Grundlagen treten", sagte Kobia. "Wenn wir es zulassen, dass auf beiden Seiten die Extremisten definieren, was es bedeutet, Palästinenser bzw. Israeli zu sein, dann haben wir ein Problem."

Die Delegation besuchte die Al Aksa-Moschee und den Felsendom in der Jerusalemer Altstadt, nahm an einem Sabbatgottesdienst in der Synagoge Kol HaNeshama teil, betete an der Klagemauer und gedachte der Opfer des Holocaust in der Gedenkstätte Yad Vashem. Kobia und seine Frau Ruth nahmen am Sabbatmahl einer Familie in Westjerusalem teil.

Die Delegation besuchte heilige christliche Stätten in Nazareth, Bethlehem und Jerusalem. Ferner stattete sie dem Auguste-Victoria-Krankenhaus des Lutherischen Weltbundes auf dem Ölberg einen Besuch ab, traf mit Mitgliedern lokaler christlicher Organisationen in Bethlehem zusammen und nahm an einem Gottesdienst in der St. Georgskathedrale in Jerusalem teil.

Neben Kobia, Fykse Tveit und Christine Biere gehörte auch Metropolit Emmanuel (Adamakis) von Frankreich, KEK-Zentralausschussmitglied und Vertreter des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel, zur ÖRK-Delegation, die von Ruth Kobia und den ÖRK-Mitarbeitern Jonathan Frerichs, Michel Nseir, Peter Williams und Juan Michel begleitet wurde.

Volller Wortlaut des Aufrufs von Amman:
http://www.oikoumene.org/index.php?id=3748&L=2

Text der Ansprache Kobias zur Eröffnung der Konferenz (auf Englisch):
http://www.oikoumene.org?id=3732&L=2

Weitere Informationen zu ÖRK und Palästina/Israel unter:
http://wcc-coe.org/wcc/what/international/regconcerns-palestine-israel-g.html

Der Ökumenische Rat der Kirchen fördert die Einheit der Christen im Glauben, Zeugnis und Dienst für eine gerechte und friedliche Welt. 1948 als ökumenische Gemeinschaft von Kirchen gegründet, gehören dem ÖRK heute mehr als 347 protestantische, orthodoxe, anglikanische und andere Kirchen an, die zusammen über 560 Millionen Christen in mehr als 110 Ländern repräsentieren. Es gibt eine enge Zusammenarbeit mit der römisch-katholischen Kirche. Der Generalsekretär des ÖRK ist Pfr. Dr. Samuel Kobia, von der Methodistischen Kirche in Kenia. Hauptsitz: Genf, Schweiz.

Anmerkungen:
[1] http://www.oikoumene.org/de/nachrichten/news-management/ all-news-german/display-single-german-news/article/1637/ kirchliche-vertreter-und.html
[2] http://www.oikoumene.org/en/news/news-management/ all-news-english/display-single-english-news/article/2141/ churches-in-jerusalem-wel.html


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Quelle:
Pressemitteilung vom 3. Juli 2007
Herausgeber: Ökumenischer Rat der Kirchen (ÖRK)
150 rte de Ferney, Postfach 2100, 1211 Genf 2, Schweiz
E-Mail: ka@wcc-coe.org
Internet: www.wcc-coe.org


veröffentlicht im Schattenblick zum 4. Juli 2007