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KIRCHE/518: Neue Waffen erleichtern Weg zum Frieden im Nahen Osten nicht (EKD)


Evangelische Kirche in Deutschland - Pressemitteilung vom 07.08.2007

"Neue Waffen erleichtern Weg zum Frieden im Nahen Osten nicht"

Bevollmächtigter predigt zum Hohen Friedensfest Augsburg 2007


"Dass ein Strom neuer Waffen den Weg zum Frieden erleichtern wird, ist unwahrscheinlich. Bei Waffen weiß man nie, gegen wen sie schließlich gerichtet werden", sagte der Bevollmächtigte des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Prälat Stephan Reimers, mit Blick auf die geplanten Waffenlieferungen der USA in den Nahen Osten. In seiner Predigt zum Hohen Friedensfest 2007 am Mittwoch in Augsburg verwies Reimers auf die europäischen Richtlinien, die Waffenlieferungen in Spannungsgebiete verböten. Die Evangelische und die Katholische Kirche würden nicht müde, in ihrem jährlichen Rüstungsexportbericht an diese Richtlinien zu erinnern, betonte der Bevollmächtigte.

Der israelisch-palästinensische Konflikt sei "ein besonderer Schmerzpunkt" unserer von Krieg und Gewalt gezeichneten Zeit. "Wie kann in dieser Verfeindung Frieden möglich werden?", fragte Reimers. Er erinnerte an die Reise der katholischen Bischofskonferenz und des Rates der EKD ins Heilige Land. Im Blick auf die Friedensaussichten seien die Delegationen eher skeptisch zurückgekehrt. Und doch gebe es Signale, die Hoffnung entstehen lassen könnten, wie etwa der erstmalig gemeinsame Besuch der Außenminister von Ägypten und Jordanien in Jerusalem Ende Juli. Vielleicht, so der Bevollmächtigte, "bringt die Sorge vor einem radikalen Islam ja das voran, was vor zehn Jahren noch nicht zu bewegen war. Israel und die 'gemäßigten' Araber haben wirklich gemeinsame Interessen." Allerdings müsse noch viel geschehen, um aus diesen Interessen einen Friedensprozess werden zu lassen.

Als Ursache für Krieg und Gewalt benannte der Prälat Angst. Die Angst, zu kurz zu kommen, den Reichtum des eigenen Lebens nicht zu sehen - dieses Schlüsselmotiv der Erzählung vom Brudermörder Kain im 1. Buch Mose sei eine Gefahr des Menschen, die ihn immer umgebe. In Zeiten des Mangels könne diese Angst alles überfluten. Dagegen stellte Reimers die Losung des Augsburger Gottesdienstes: "Das Recht ströme wie Wasser und die Gerechtigkeit wie ein nie versiegender Bach" (Amos 5,24). Diese Losung sei für den Konflikt im Nahen Osten ganz wörtlich zu nehmen: Dort sei beispielsweise eine gerechte Aufteilung der knappen Wasservorräte nötig.

"Auch wenn Christen in Fragen des Friedens oft genug versagt haben und schuldig wurden, bleibt Friede unser Ausgangspunkt und unser Ziel", resümierte der Bevollmächtigte. Im Zentrum Jesu' Botschaft stehe der revolutionäre Satz: 'Liebet eure Feinde und betet für eure Verfolger'. "Was für eine Zumutung enthält dieser Satz. Und dennoch spüren wir, dass Frieden nur entstehen kann, wenn wir den jeweiligen Konflikt auch mit den Augen unserer Feinde sehen lernen und um Versöhnung beten." Den Feind mit dem Geist der Liebe zu sehen sei genau das Gegenteil von Kains Angst, zu kurz zu kommen. "Jesus gibt uns Wasser zu trinken, das unseren Durst wirklich stillt", betonte Reimers, "weil er uns durch seine Gnade den Frieden schenkt und unser Durst nach Anerkennung erlöschen kann".

Das Augsburger Hohe Friedensfest geht auf das Jahr 1650 zurück. Die Protestanten der Stadt feierten in diesem Jahr die ihnen im Rahmen des Westfälischen Friedens neu gewährte Freiheit (Augsburger Parität) und die Rückgabe ihrer Kirchen. Seitdem wird das Fest jedes Jahr begangen; 1950 wurde der 8. August überdies ein staatlicher Feiertag in Augsburg. Seit 1985 wird das Hohe Friedensfest ökumenisch begangen. Es soll als Symbol für die Versöhnung von Konfessionen und Religionen gelten.

Berlin/Augsburg, 7. August 2007
Pressestelle der EKD
Karoline Lehmann


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Quelle:
Pressemitteilung 142/2007 vom 08.08.2007
Evangelische Kirche in Deutschland (EKD), Pressestelle
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veröffentlicht im Schattenblick zum 9. August 2007