Schattenblick →INFOPOOL →RELIGION → CHRISTENTUM

KIRCHE/673: Zusammenfassung der Weihnachtspredigten und Weihnachtsbotschaften - 2 (EKD)


Evangelische Kirche in Deutschland - Pressemitteilung vom 23.12.2008

Zusammenfassungen der Weihnachtspredigten und die Weihnachtsbotschaften
Leitender Geistlicher in der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD)


Es gilt grundsätzlich das gesprochene Wort!

Die Texte sind in etwaigen Langfassungen auf den landeskirchlichen Internetseiten zu finden.



*


Landesbischof Johannes Friedrich
Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern
Leitender Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche
Deutschlands (VELKD), Mitglied des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD)

Nur wer Gott die Ehre gibt, kann etwas für den Frieden tun

Gott die Ehre geben und sich einsetzen für den Frieden auf Erden ð beides gehört untrennbar zusammen, so Landesbischof Dr. Johannes Friedrich in seiner Predigt am ersten Weihnachtsfeiertag in der Münchner St. Matthäuskirche. Die Engel verkündeten den Hirten auf den Feldern von Bethlehem eine zweifache Botschaft, so Friedrich: Wer Gott die Ehre geben will, muss sich auch auf Erden engagieren; und wer etwas für den Frieden auf Erden erreichen will, kann das nur, indem er Gott die Ehre gibt.

Angesichts der 41 Kriegsgebiete, die es im Jahr 2008 gegeben habe, sei ein "engagiertes" und "massives" Eintreten von Christen für den Frieden unerlässlich. Friedrich rief die Gläubigen auch zu einem verstärkten Einsatz für den sozialen Frieden in Deutschland auf. Eine unpolitische Haltung dürfte für Christen "eigentlich seit der Verkündigung der Engel auf den Hirtenfeldern" nicht mehr möglich sein. Soziale Gerechtigkeit sei dabei kein unerreichbares Ideal, "sondern sie ist die wichtigste Voraussetzung für Frieden und Freiheit in unserem Land", so Friedrich. Gleichzeitig sei dieser Friede nicht ohne Gott zu haben, betonte er. Nötig sei ein "zeitgemäßes spirituelles Leben", das "dem Lebensgefühl der Menschen heute" entspreche. Ein festlicher Abendmahlsgottesdienst sei dabei eine unter mehreren möglichen Formen.


*


Landesbischof Ulrich Fischer
Evangelische Landeskirche in Baden
Vorsitzender der Vollkonferenz der Union Evangelischer Kirchen in der EKD (UEK)

In der Krippe berühren sich Himmel und Erde
Landesbischof Fischer: Weihnachten setzt in Bewegung

Karlsruhe (25.12.08). "Die Weihnachtsbotschaft von der Menschwerdung des himmlischen Gottes gilt gerade jenen, die sich in dieser Welt benachteiligt und an den Rand gedrängt fühlen", sagte der badische Landesbischof Ulrich Fischer am ersten Weihnachtsfeiertag in der Karlsruher Stadtkirche. Gottes Kraft sei in den Schwachen mächtig, deswegen sei Weihnachten eine Trostbotschaft für die Schwachen und eine Aufforderung an die Starken, den Schwachen zu helfen.

"Die Welt gerät an Weihnachten aus den Fugen", erläuterte der Bischof die Tatsache, dass der himmlische Gott nicht in einem Palast, sondern in einer Krippe zur Welt komme. "Nicht menschliche Hoheit und Macht sind gefragt, sondern Bedürftigkeit, die um ihr Angewiesensein auf die heilsame Gnade Gottes weiß", so Fischer. Die Orte, an denen sich Himmel und Erde berührten, seien daher nicht die Machtzentren der Welt, sondern "alle jene Orte, an denen Menschen sich ihrer Bedürftigkeit bewusst werden und sich dem Himmel Gottes öffnen". Viele scheinbar unangreifbare Machtzentren seien in den letzten Wochen zusammengestürzt und hätten sich als Scheinwelten entpuppt, sagte der Bischof im Blick auf die Finanzkrise. "Gott aber kommt nicht hinein in eine Scheinwelt, sondern an einen unscheinbaren Ort zu unscheinbaren Menschen." Gott begebe sich nicht in die Zentren der Macht, seien dies nun die militärischen oder die wirtschaftlichen, er begibt sich an die tiefsten Orte, um Menschen an diesen Orten zu ermächtigen, so der Bischof weiter. Wie die Hirten zur Krippe setze Weihnachten die Menschen in Bewegung "hin zu Menschen, die bedürftig sind, in Bewegung hin zu den Orten, in die hinein Gott selbst sich erniedrigt hat".

Der Chor der Engel "Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden auf Erden" mache deutlich, dass das Lob Gottes und der Wunsch nach irdischem Frieden zwei Seiten derselben Medaille seien: "Nur wer für den Frieden auf Erden eintritt, hat das Recht jubelnd das Ehre sei Gott in der Höhe anzustimmen", so Fischer.

Im Zentrum der Predigt des Landesbischofs stand die zweite Kantate des Weihnachtsoratoriums von Johann Sebastian Bach, das der Bach-Chor Karlsruhe unter der Leitung von Kirchenmusikdirektor Christian Markus Raiser im Gottesdienst am ersten Weihnachtsfeiertag in der Karlsruhe Stadtkirche aufführte.


*


Präses Alfred Buß
Evangelische Kirche von Westfalen

Flüchtlinge annehmen und aufnehmen ist eine weihnachtliche Herausforderung

Präses Alfred Buß: Schreckliche Folge des Irakkrieges

Bielefeld/Westfalen. "Ein zaghafter Schritt" ist die geplante Aufnahme von 10.000 Flüchtlingen aus dem Irak in die Europäische Union für den westfälischen Präses Alfred Buß. In seiner Weihnachtspredigt am 25. Dezember in der Neustädter Marienkirche Bielefeld nannte es der leitende Theologe der Evangelischen Kirche von Westfalen "eine weihnachtliche Herausforderung", sie bei uns an- und aufzunehmen.

2.500 irakische Flüchtlinge kommen nach Deutschland, 500 davon nach Nordrhein-Westfalen. Unter den mehr als zwei Millionen Irakern, die vor dem Krieg nach Syrien und Jordanien flohen, sind nach Aussage des Präses viele Christen. Im Irak, einem der ältesten Verbreitungsgebiete des Christentums, seien sie an Leib und Leben bedroht. "Sie werden nach menschlichem Ermessen wohl nie mehr in ihre Heimat Irak zurückkehren können", sagte Buß. Dies sei eine der schrecklichen Folgen des ohne Not angezettelten Irakkrieges. Präses Buß ist auch Vorsitzender der Kommission für Migration und Integration der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).

Das Weihnachtsgeschehen zeige, wie wichtig die "kleinen Leute" für Gott sind. Ein Stall werde zum Mittelpunkt der Welt: "Nicht im Kaiserpalast in Rom spielt die Musik, sondern auf dem Hirtenfeld in Bethlehem singen die Engel." Geld und Steuern, auch dies eine Botschaft der Weihnachtsgeschichte, seien zwar nötig zum Leben, "aber sie dürfen niemals zur Lebensmitte werden". Nach dem Lukasevangelium beginnt die Geschichte der Geburt Christi mit einer Steuerschätzung des römischen Kaisers Augustus. Deren weit reichende Folgen damals verglich Alfred Buß mit der gegenwärtigen Finanzkrise, die "in alle Ritzen des täglichen Lebens eindringt" und zum Beispiel eine unübersehbare Zahl von Arbeitsplätzen bedroht. Buß zitierte Siemens-Chef Peter Löscher, der hier von einer "Lehmschicht, die es abzutragen gilt" gesprochen hat. Es gehe aber um Menschen: "Nun wird geschätzt, ob sie noch gebraucht werden. Eine Schätzung ohne Wertschätzung."


*


Kirchenpräsident Christian Schad
Evangelische Kirche der Pfalz

"Engel gehören in unsere Gegenwart"

Speyer. "Engel gehören in unsere Gegenwart", sagte Kirchenpräsident Christian Schad in seiner Weihnachtspredigt am ersten Weihnachtstag in der Speyerer Gedächtniskirche. Es sei, so der neue Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche der Pfalz (Protestantische Landeskirche), ein "merkwürdiger Irrtum, die Engel in das Land der Kindheit zu verbannen, ihr Bild für ausgeträumt zu halten".

"Es erscheinen auch uns Engel, gute Mächte, die uns wunderbar bergen: bevollmächtigte Boten. Das sind die Worte des Alten und des Neuen Testaments! Wenn sie aber zu uns treten, diese eindringlichen Worte, wenn sie uns wirklich nahe gehen, dann leuchtet auch die Klarheit Gottes um uns. Dann wird unser Leben kraftvoll zusammengehalten."

Die Worte der Schrift seien "lebhafte und heftige Boten", betonte Schad in seiner Weihnachtspredigt. "Sie werden vom Heiligen Geist lebendig gemacht, bekommen Blick und Atem. In der Zeit nach Ostern und Pfingsten wurden für die Christen die alten Texte erst lebhaft; da schlossen sie sich auf, da traten sie herzu zu den Menschen und sprachen sie in ihrem eigentlich gemeinten Sinn eindringlich an. Immer noch und immer erneut können sie erscheinen, können sie uns zurufen: ,Siehe, ich verkündige euch große Freude!' Sie können hinweisen auf das Kind in der Krippe und dann auch auf den Gekreuzigten, von dem sie sagen: Er lebt ð er ist auferstanden ð er ist wahrhaftig auferstanden!"

"Lasst uns die Worte der Heiligen Schrift hören, wie wenn ein Engel zu uns tritt", forderte Schad die Gemeinde auf. "Dann wird uns die Klarheit des Herrn umleuchten. Dann werden wir zum Loben bereit und tauglich zum Danken. Zur Verwunderung über das Kind in der Krippe und zur Freude über das Fest von Weihnachten."

Hannover, 23. Dezember 2008
Pressestelle der EKD
Silke Römhild


*


Quelle:
Pressemitteilung 331/2008 vom 23.12.2008
Evangelische Kirche in Deutschland (EKD), Pressestelle
Herrenhäuser Straße 12, 30419 Hannover
Telefon: (0511) 2796-268/269/265/267
Fax: (0511) 2796-777
Email: pressestelle@ekd.de
Internet: www.ekd.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 26. Dezember 2008