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KIRCHE/869: Fachgespräch "Humanismus - mit und ohne Gott" (DBK)


Pressemitteilungen der Deutschen Bischofskonferenz vom 23.01.2009

Fachgespräch "Humanismus - mit und ohne Gott"

Bischof Wanke: "Gottesglaube und Vernunft haben sich gegenseitig etwas zu sagen"


"Gott ist nicht einfach ein Gegenstand, der unter Laborbedingungen dem wissenschaftlichen Blick eines Forschers auszusetzen ist wie jede andere Gegebenheit dieser Welt. Die Frage nach Gott kann deshalb nicht mit wissenschaftlichen Methoden beantwortet werden. Gott entzieht sich dem zupackenden und sezierendem Griff des analytischen Denkens." Diese Auffassung hat gestern Abend der Erfurter Bischof und Vorsitzende der Pastoralkommission der Deutschen Bischofskonferenz, Dr. Joachim Wanke, bei einem Fachgespräch in Berlin vertreten. Unter dem Leitwort "Humanismus - mit und ohne Gott. Christlicher Glaube und öffentliche Vernunft" wurde die Frage diskutiert, welche Rolle der christliche Glaube im öffentlichen Ringen um die humane Gestaltung der Gesellschaft spielen könne.

Gottesglaube und Vernunft hätten sich gegenseitig etwas zu sagen, betonte Bischof Wanke. Dabei sei wichtig, dass der Glaube zwar kein ethischer Garant des Guten sei, aber er könne und wolle darin einweisen. "Eine empathiefähige Ethik ist ein wichtiges Element für eine humane Gesellschaft. Diese Bereitschaft zu einer unbedingten Solidarität mit allen Menschen, besonders zu den Armen und Schwachen hat ihren Ursprung im christlichen Gottesglauben", so Wanke. Von ihrem Selbstverständnis her müssten die Christen sich einbringen, sie dürften sich nicht in private Nischen zurückziehen. Christen hätten eine Verpflichtung mitzuhelfen, dass das Zusammenleben der Menschen gelinge. "Nach christlicher Lehre haben alle Menschen die Fähigkeit, aus Freiheit das Gute zu tun und verantwortlich zu handeln. Das gilt sowohl für Angehörige anderer Religionen als auch für Menschen, die nicht an Gott glauben. In diesem Sinne gibt es einen Humanismus ohne den Glauben an Gott. Christen haben jedoch einen besonderen Grund für die Achtung der Würde des Menschen. Ihre ethische Grundeinstellung ist eine Haltung, die an Gott Maß nimmt, und das ist mehr als jede Vorbildethik leisten kann."

Professor em. Dr. Herbert Schnädelbach, bekannt durch zahlreiche religionskritische Äußerungen, erinnerte die Kirchen daran, dass der Glaube, den sie verkündeten, sich nicht in der Funktion sozialer Nützlichkeit erschöpfen dürfe. Professor Dr. Magnus Striet, Dekan der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Freiburg, erinnerte an das Ende eines gesellschaftlich und sozial abgesicherten volkskirchlichen Christentums. Dieser Tatbestand bietet vor allem die Chance, dass in der Verkündigung des Glaubens und der Hoffnung nichts anders zählt als die freie Zustimmung der Menschen zu dem Gott, der sich selbst aus souveräner Freiheit der Menschheit mitgeteilt hat; dieser freien Selbstmitteilung Gottes können Menschen nur entsprechen, wenn sie die Botschaft dieses Gottes in Freiheit annehmen.


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Quelle:
Pressemitteilung Nr. 015 vom 23. Januar 2010
Herausgeber: P. Dr. Hans Langendörfer SJ,
Sekretär der Deutschen Bischofskonferenz
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veröffentlicht im Schattenblick zum 26. Januar 2010