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LATEINAMERIKA/072: Kuba - Annäherung zwischen Staat und Kirche, Madonnenbild soll Einheit festigen (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 7. September 2011

Kuba: Annäherung zwischen Staat und Kirche - Madonnenbild soll Einheit festigen

Von Patricia Grogg

Madonnenbild trifft in einem kleinen Ort nahe Havanna ein - Bild: © Jorge Luis Baños

Madonnenbild trifft in einem kleinen Ort nahe Havanna ein
Bild: © Jorge Luis Baños

Havanna, 7. September (IPS) - Staat und Kirche in Kuba haben sich seit dem Besuch von Papst Johannes Paul II. 1998 aufeinander zubewegt. Die Katholiken hoffen, dass sich ihr Glaube stärker in der Gesellschaft des sozialistischen Karibikstaates verwurzeln wird. Ein historisches Madonnenbildnis soll dazu beitragen, die Einheit zu festigen.

Die Kirche beobachte, dass "der christliche Glaube wieder wertgeschätzt wird", sagte der Erzbischof von Havanna, Kardinal Jaime Ortega, kürzlich in einer gut besuchten Messe zu Ehren der Jungfrau der Mildtätigkeit, deren Bild seit August vergangenen Jahres bis zum kommenden 30. Dezember eine Pilgerfahrt durch den Inselstaat unternimmt.

Vor 400 Jahren wurde das Bild der 'Virgen de la caridad' gefunden. Seither gilt die Madonna als Schutzheilige Kubas. Die Diözesen des Landes haben 2012 zum Jubiläumsjahr erklärt und rechnen damit, dass zahlreiche Pilger aus dem In- und Ausland zum Wallfahrtsort Santuario del Cobre kommen.

In der Kirche der Ortschaft, die zwölf Kilometer von Santiago de Cuba im Osten der Insel entfernt liegt, wird das Originalbild der Öffentlichkeit gezeigt. Der Legende nach hatten es 1612 die Brüder Juan und Diego de Hoyos und der Schwarze Juan Moreno entdeckt.

Die Gläubigen hoffen, dass zu dem Anlass auch Papst Benedikt XVI. nach Kuba kommen wird. Eine Einladung an ihn sei bereits ausgesprochen worden, erklärte Kardinal Ortega, der sein 30. Jubiläum im Amt feiert. Er habe bereits mitgeteilt, dass er kommen werde "so Gott will".

Pilger feiern auch das 30. Amtsjubiläum von Erzbischof Ortega - Bild: © Jorge Luis Baños

Pilger feiern auch das 30. Amtsjubiläum von Erzbischof Ortega
Bild: © Jorge Luis Baños


Prozession zum 50. Jahrestag der Republik 1952

Das Bild, das sich derzeit auf Wanderschaft durch Kuba befindet, ist eine Replik der 'Virgen Mambisa', die in der Kirche des Heiligen Thomas in Santiago de Cuba zu sehen ist. Dasselbe Bild trat bereits 1952 eine Reise durch ganz Kuba an. Gefeiert wurde damals der 50. Jahrestag der Republik Kuba. Dieses Jubiläum habe den Zusammenhalt der Kubaner gestärkt und auch der katholischen Kirche Aufwind gegeben, erinnern sich Kirchenvertreter.

Ortega betonte in seiner Predigt, dass die Begeisterung, mit der die Menschen die Madonna empfangen hätten, unauslöschliche Spuren in der Gesellschaft hinterlassen würden. "Die Zeiten der Furcht und des Rückzugs sind vorbei", sagte der Erzbischof. Die Madonna habe den schlafenden Glauben in den Herzen der Kubaner wiedererweckt.

Zahlreiche Menschen aus der Ortschaft Niña Serra nahe Havanna standen singend und jubelnd am Straßenrand, als die Prozession mit dem Marienbild vorbeizog. "Ich habe für die Gesundheit meiner Kinder gebetet", sagte Bárbara Díaz, eine Dorfbewohnerin.

Den Organisatoren zufolge hat das nur 25 Zentimeter große Madonnenbild bereits eine Strecke von rund 25.000 Kilometern zurückgelegt. Es machte Station in Krankenhäusern, Altenheimen und Gefängnissen. "Alle, die bisher an der Pilgerfahrt teilgenommen haben, sind der Ansicht, dass sie alle Erwartungen übertroffen hat", sagte Gustavo Andújar, Vizepräsident der katholischen Vereinigung 'Signis'.

Zu der Annäherung zwischen Kirche und Regierung hatte im Mai vergangenen Jahres auch eine Unterredung zwischen Ortega und Staatspräsident Raúl Castro beigetragen. Daraufhin kamen 130 Gefangene frei. Nach Ansicht politischer Beobachter ist die katholische Kirche inzwischen als vollwertiger Gesprächspartner des Staates anerkannt. (Ende/IPS/ck/2011)


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Quelle:
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veröffentlicht im Schattenblick zum 8. September 2011