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MELDUNG/155: Margot Käßmann sprach vor 20.000 Christen in der Stuttgarter Mercedes-Benz-Arena (EKD)


Evangelische Kirche in Deutschland - Pressemitteilung vom 19.06.2014

"Gott sieht alles - aber er petzt nicht!"

Margot Käßmann sprach vor 20.000 Christen in der Stuttgarter Mercedes-Benz-Arena



An die bedingungslose Liebe Gottes hat EKD-Reformationsbotschafterin Margot Käßmann erinnert. Mit einer Geschichte verdeutlichte sie den 20.000 Gästen des bundesweiten "Christustages", "wie Gott ist": "Ein Pfarrer ärgert sich, dass Kinder Äpfel aus seinem Garten klauen. Er rammt ein Schild unter den Baum: 'Gott sieht alles'. Die Kinder schreiben darunter: 'Aber Gott petzt nicht.'"

Käßmann verwies auf die "Freiheit eines Christenmenschen", die von Martin Luther beschrieben wurde. "Christen sind unabhängig von dem, was die Welt als Erfolgskriterien ansieht", erklärte Käßmann; "Auch wenn du deinen Arbeitsplatz verlierst, auch wenn du krank bist, nicht so schön wie die Models auf dem Laufsteg: Dein Leben macht Sinn, weil Gott dir Lebenssinn zusagt." Dies sei "eine befreiende Botschaft auch für die Menschen heute, die so furchtbar unter Erfolgsdruck stehen."

Auch der Glaube sei nicht vor Erfolgsdruck bewahrt - das habe Luther erkannt. Er "wollte keinen Glauben, der sich unter Vorgaben duckt, sondern einen persönlichen Glauben, der selbst denkt und fragt." Evangelischer Glaube binde sich "nicht an Dogma, Konvention oder spirituelle Erfahrung, sondern an das Lesen der Bibel." Niemand müsse Angst davor haben, die Bibel kritisch zu hinterfragen - dies sei auch eine Folge der reformatorischen Freiheit.

Käßmann nannte Martin Luther die "zentrale Symbolfigur für die Reformation"; mit ihm und den anderen Reformatoren seien aber auch die "mutigen Frauen" seiner Zeit zu würdigen, ohne die es keine Reformation gegeben hätte. Eigenständige Reformatorinnen sowie die Frauen der Reformatoren hätten mutig den Glauben in die Tat umgesetzt. Ihnen ging es um "verantwortliches Leben mitten in der Welt mit Ehe, Sexualität und Kindern."

Die mit der Reformation entstandene Vielfalt der Konfessionen und Frömmigkeitsstile hält Käßmann für bereichernd - "es ist eine wunderbare Lerngeschichte, dass wir heute Vielfalt positiv begreifen." Mit der Würdigung der Vielfalt habe die Reformation eine "weit über den Glauben hinausreichende kulturhistorische Leistung" vollbracht. Bei allen Unterschieden sei es wichtig, zu erkennen: "Uns verbindet mehr als uns trennt: das gilt für die Evangelischen untereinander, aber auch mit Blick auf Schwestern und Brüder in anderen Kirchen."

Die Vielfalt der Christenheit solle 2017 bei der "Weltausstellung der Reformation" sichtbar und fröhlich gefeiert werden - mit Gästen aus der ganzen Welt und vielen Kirchen.

Hannover, 19. Juni 2014

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Quelle:
Pressemitteilung 117/2014 vom 19.06.2014
Evangelische Kirche in Deutschland (EKD), Pressestelle
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veröffentlicht im Schattenblick zum 20. Juni 2014