Schattenblick →INFOPOOL →REPRESSION → FAKTEN

INTERNATIONAL/067: USA - Nur Weiße dürfen kellnern, weltgrößter Restaurantkonzern verklagt (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 2. Februar 2012

USA: Nur Weiße dürfen kellnern - Weltgrößter Restaurantkonzern verklagt

von Ben Case

Protest gegen die Arbeitsbedingungen in Darden-Restaurants - Bild: © Sam Lewis/IPS

Protest gegen die Arbeitsbedingungen in Darden-Restaurants
Bild: © Sam Lewis/IPS

New York, 2. Februar (IPS) - Eine Vereinigung von Gastronomiebeschäftigten hat den weltgrößten Restaurantkonzern 'Darden' wegen Rassismus und illegaler Arbeitspraktiken vor einem US-Gericht verklagt. An 1.900 Standorten in den USA und Kanada sind etwa 179.000 Mitarbeiter tätig.

Zur Darden-Gruppe gehören unter anderem die Ketten 'Olive Gardens', 'Red Lobster' und 'Longhorn Steaks'. Die Klage bezieht sich vor allem auf die Behandlung von Arbeitnehmern der exklusiven Steakhauskette 'Capital Grille'.

"Die Beschäftigten haben ihre kollektive Stimme erhoben, um Darden zu sagen, dass sie würdige Arbeitsbedingungen verdient haben", sagte John Cronan Jr. von der Organisation 'Restaurant Opportunities Center' (ROC) in New York. "Darden hat die Möglichkeiten, Tausenden Arbeitnehmern gute und faire Bedingungen zu bieten", erklärte er im Gespräch mit IPS.

"Dem obersten ein Prozent der Reichen und Wall Street geht es besser denn je", sagte die ROC-Sprecherin Stephanie Mueller. Aktionären wie 'J.P. Morgan' und 'State Street Bank' habe Darden im vergangenen Jahr Gewinne von mehr als einer halben Milliarde Dollar verschafft. "Das Geld ist da, nur geht es nicht an diejenigen, die den ganzen Tag kochen und servieren."

Als ROC Darden am 30. Januar eine formelle Beschwerde überreichte, kamen zahlreiche Unterstützer in ein Capital Grille-Restaurant im Zentrum von New York. Ein Koch übergab dort das Schreiben an den Restaurantmanager. "Anfangs war ich ziemlich nervös und befürchtete, dass man mich feuern würde", sagte Omar Camara. "All die Leute hier haben mich aber bestärkt. Ich denke, dass dies hier wichtig ist."


Schlecht bezahlte Küchenarbeit für Schwarze und Latinos

Darden werden Rassismus und Verstöße gegen das Arbeitsrecht vorgeworfen. Aktivisten und Beschäftigte bei Capital Grille in New York, Chicago und Washington erklärten, dass Kellner, Barkeeper und anderes Personal, das direkt mit den Gästen in Kontakt komme, Weiße sein müssten. In der Küche würden dagegen auch Schwarze und Latinos zu deutlich schlechterer Bezahlung eingesetzt.

Dem Konzern wird außerdem angelastet, Trinkgelder für Kellner einbehalten oder diese gezwungen zu haben, einen Teil des Trinkgelds zu den Löhnen des Küchenpersonals beizusteuern. Zudem mussten Angestellte für weniger als den Mindestlohn arbeiten und unbezahlte Überstunden leisten.

"Es ist wichtig, dass wir diese Menschen hundertprozentig unterstützen. Denn ROC ist der einzige landesweite Zusammenschluss von Gastronomiebeschäftigten, der ihnen die Möglichkeit gibt, sich aktiv zu organisieren", sagte Cronan.

"Beschäftigten in Restaurants steht ein Lohn zu, der die Lebenshaltungskosten deckt", erklärte Daisy Chung, Co-Direktorin von ROC. Nach Recherchen der Vereinigung arbeitet jeder zwölfte Amerikaner im Gastronomiesektor. 75 Prozent aller Menschen im Land äßen mindestens einmal pro Woche auswärts.


Landesweite Kampagne

Mit einer landesweiten Kampagne will ROC erreichen, dass sich die Zustände bei Darden bessern. In dem jährlich erscheinenden 'Diner's Guide' listet die Vereinigung die Lokale auf, die die besten Arbeitsbedingungen bieten. Dabei wird bewertet, ob die Restaurants Gehälter oberhalb des Mindestlohns, Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, Krankenversicherung sowie innerbetriebliche Fortbildung garantieren.

ROC wurde in New York nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 gegründet, um geschädigten Beschäftigten Rückhalt zu geben. Seitdem hat sich der Zusammenschluss zu einer landesweit tätigen Organisation weiterentwickelt, die sich für Arbeitsrechte und Gleichbehandlung im Gastronomiebereich engagiert. Die fast 10.000 Mitglieder kommen aus neun Städten in den USA. (Ende/IPS/ck/2012)


Links:
http://rocunited.org/
http://rocunited.org/dinersguide/
http://www.ipsnews.net/news.asp?idnews=106618

© IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
vormals IPS-Inter Press Service Europa gGmbH


*


Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 2. Februar 2012
IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
vormals IPS-Inter Press Service Europa gGmbH
Marienstr. 19/20, 10117 Berlin
Telefon: 030 28 482 361, Fax: 030 28 482 369
E-Mail: redaktion@ipsnews.de
Internet: www.ipsnews.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 4. Februar 2012