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INTERNATIONAL/498: Mexiko - Mitglieder der EZLN-Unterstützungsbasis freigelassen (Philipp Gerber)


Mexiko: Mitglieder der EZLN-Unterstützungsbasis freigelassen

Freilassung aufgrund öffentlichen Drucks. Bei Festnahme wurden Gegenstände gestohlen. Zapatistas ermittelten. Menschenrechte in Gefahr

von Philipp Gerber, 7. Mai 2025


Aldama. Zwei Mitglieder der zapatistischen Unterstützungsbasis aus der Gemeinde Aldama sind seit dem 2. Mai wieder auf freiem Fuß, berichtet die Zapatistische Armee der Nationalen Befreiung (EZLN). José Baldemar Sántiz Sántiz (45) und Andrés Manuel Sántiz Gómez (21) befanden sich neun Tage lang in Untersuchungshaft (amerika21 berichtete [3]).

Die ersten 55 Stunden ihrer Haft galten die beiden Tzotzil-Indigenen als verschwunden und wurden nur dank des öffentlichen Drucks des Menschenrechtszentrums Fray Bartolomé de Las Casas (Frayba) den Ermittlungsbehörden übergeben, betonten die Zapatistas. Die beiden Festgenommenen wurden der Entführung einer Person namens Pedro Díaz Gómez angeklagt.

Während der Verhaftung am 24. April im Dorf San Pedro Cotzilnam im Landkreis Aldama raubten die Beamten der Nationalgarde, der Spezialeinheit Pakal und Soldaten Hab und Gut der betroffenen Familien. "Sie stahlen ein Auto, ein Motorrad und eine große Menge Bargeld", betonte der Subcomandante Insurgente Moisés von der EZLN.

Die autonomen zapatistischen Behörden führten anschließend eigene Ermittlungen über das Verbrechen an Pedro Díaz Gómez durch. Sie sammelten nicht nur Beweise für die Unschuld der Zapatistas, sondern nahmen zwei Personen in Gewahrsam, die die Entführung und Ermordung von Pedro Díaz Gómez gestanden und den genauen Ort angaben, an dem sie seine Leiche vergraben hatten. Zudem wiesen sie auf die Mittäterschaft einer dritten Person hin.

Nachdem die Behörden über das Menschenrechtszentrum von der Mittäterschaft eines Dritten erfuhren, verhafteten sie ihn. Er gestand ebenfalls und führte sie an den Tatort, an dem die Leiche von Díaz Gómez begraben war.

Trotz dieser Fortschritte in den Ermittlungen wurden die beiden unschuldigen Mitglieder der zapatistischen Unterstützungsbasis nicht freigelassen. Stattdessen schlugen die Behörden einen Austausch der Gefangenen vor. Kurz darauf entsandte die Regierung ihre Sicherheitskräfte auf die Suche nach einer vierten in das Verbrechen verwickelten Person erneut nach Aldama. Sie konnten die gesuchte Person nicht verhaften, "nutzten die Situation jedoch aus, um in den Gemeinden weiteres Hab und Gut zu stehlen", meldeten die Zapatistas.

Am Morgen des 2. Mai 2025 wurden die beiden von den Zapatistas festgenommenen geständigen Männer dem Menschenrechtszentrum Frayba übergeben. Dieses bescheinigte ihren guten Gesundheitszustand und übergab sie anschließend den Behörden. Stunden später wurden Baldemar Sántiz und Andrés Manuel Sántiz freigelassen. "Die staatlichen Räuber weigern sich jedoch, zurückzugeben, was sie gestohlen haben", bedauerte die EZLN.

Laut Moisés, dem Sprecher der EZLN, war die Freilassung der beiden unschuldigen Genossen "das Ergebnis einer dreifachen Anstrengung" - derjenigen der Menschenrechtsverteidiger, der internationalen Solidarität und der autonomen Justiz. Er gab jedoch zu bedenken, dass im ganzen Land indigene Gemeinschaften, Umwelt- und Menschenrechtsaktivisten, soziale Bewegungen und Migrant:innen durch die Behörden verfolgt würden.


Anmerkung: [1] https://amerika21.de/2025/05/274981/mexiko-ezln-unterstuetzer-verhaftet

Quellen:
https://enlacezapatista.ezln.org.mx/2025/05/02/inocentes/
https://frayba.org.mx/index.php/jose-baldemar-y-andres-manuel-bases-de-apoyo-del-ejercito-zapatista-de-liberacion-nacional-en


Erstveröffentlicht auf amerika21:
https://amerika21.de/2025/05/275106/mexiko-ezln-freigelassen

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Quelle:
© 2025 by Philipp Gerber
Mit freundlicher Genehmigung des Autors

veröffentlicht in der Online-Ausgabe des Schattenblick am 9. Mai 2025

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