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BUNDESLIGA/541: Männer - 7. und 8. Runde (SB)



Baden-Baden hält auch nach der 7. und 8. Runde die Tabellenspitze, aber der Übergang in die zweite Saisonhälfte gestaltete sich weniger komfortabel als erwartet. Grund für die Verstimmung war der Hamburger Schachklub, der Baden-Baden über ein Remis stolpern ließ, so daß Dauerkonkurrent Solingen bei gleichen Mannschaftspunkten nicht weiter als anderthalb Zähler zurückliegt.

Dabei fing das Spielwochende für Baden-Baden routinemäßig gut an. Gegen Gastgeber Norderstedt, im Duell des Tabellenersten gegen den -letzten, siegte die Truppe um Maxime Vachier-Lagrave klar mit 7:1, und weil Hamburg in der laufenden Saison mit dem Klassenerhalt zu kämpfen hat, machten sich die Gäste aus dem Süden am Sonntag keine großen Sorgen. Doch dann folgte eine faustdicke Überraschung. Obgleich Hamburg am Samstag gegen die SG Speyer-Schwegenheim mit 3,5:4,5 knapp, aber schmerzlich unterlag und so der pflichtschuldige hanseatische Sieg gegen ein schwächeres Team der Liga abgeschrieben werden mußte, kam Baden-Baden nicht über ein 4:4 hinaus und konnte über dieses Ergebnis am Ende noch dankbar sein, und das, obwohl Baden-Baden seit der 11. Runde der Saison 2015/16 - 3:5-Niederlage gegen Werder Bremen - jedes Spiel gewonnen hatte.

Welchen Zaubertrank die Hamburger auch immer vor dem Match getrunken hatten, es half. Vor allem an den hinteren Brettern trumpfte Hamburg auf, obgleich die eigenen Recken von der Elo-Zahl her deutlich schlechter aufgestellt waren.

Zwar ging Baden-Baden dank Arkadij Naiditsch gegen Sune Berg Hansen in Führung, aber dafür sorgte Dmitrij Kollars sensationell gegen Sergei Movsesian für den Ausgleich. Als dann noch Thies Heinemann gegen den Ex-Weltmeister Rustam Kasimdzhanov einen vollen Punkt holte und Rasmus Svane gegen den Weltklassespieler Michael Adams eine schwierige Stellung ins Remis rettete, schien das Unmögliche wahrzuwerden. Schlägt Hamburg den Liga-Häuptling? An den vorderen Brettern waren die Partien remislich ausgegangen. An den beiden letzten Brettern wurde noch gespielt, wenngleich aus Hamburger Sicht Dorian Rogozenco und Jonathan Carlstedt die schlechtere Stellung besaßen. Bei zwei Unentschieden hätte Hamburg die große Sensation perfekt gemacht. Doch soweit kam es nicht. Auch wenn Carlstedt gegen Peter Heine Nielsen den halben Punkt sicherstellte, gelang den in Hamburg lebenden Großmeister Jan Gustafsson in den Diensten von Baden-Baden der Ausgleichstreffer. Für Hamburg ein wichtiger Punkt im Abstiegskampf, aber für Baden-Baden dennoch eine halbe Blamage.

Solingen schaffte am Samstag gegen den starken Gastgeber Bremen gleichfalls nur ein 4:4, konnte tags darauf jedoch gegen Mühlheim Nord klar mit 6,6:1,5 brillieren, so daß die Klingenstädter weiterhin mit Baden-Baden Kopf an Kopf um den Titel konkurrieren. Bremen auf Platz 3 ist ein wenig abgeschlagen, zwei Mannschaftspunkte trennen das Team vom Spitzenduo, doch das Unentschieden gegen Solingen war ein erster echter Bewährungstest, wenngleich der sonntagliche 6,5:1,5-Sieg gegen Aachen letzten Endes höher ausfiel, als zu erwarten war.

Danach folgen vier Teams mit je 10 Mannschaftspunkten, wobei Hockenheim trotz der knappen 3,5:4,5-Niederlage gegen Dresden, wohl auch, weil Hockenheim nicht in bester Besetzung antrat, am Sonntag mit dem 6:2-Sieg über die Schachfreunde Berlin Kapital für die nächsten Wochen und Monate herausschlagen konnte. Gleichwohl ist nicht zu erwarten, daß die Rennstädter beim Kampf um den Titel eine Rolle spielen werden. Deizisau auf Platz 5 war der große Pechvogel der 7. Spielrunde. Zwar ging das Team hochfavorisiert ins Rennen gegen die Münchner Schachakademie, doch statt des erhofften Sieges gab es eine peinliche 2:6-Niederlage - die bislang größte Überraschung der Saison. Robert Zysk und Markus Lammers brachten Zugzwang in Führung, während auf seiten von Deizisau nur Rustem Dautov einen Sieg einfahren konnte. Zugzwang München ist zwar weiterhin Vorletzter der Tabelle, aber im Abstiegskampf konnte die Truppe Hoffnung tanken.

Von Schwäbisch Hall war zu Saisonbeginn groß die Rede, aber inzwischen hat der Mythos Risse gekommen. Gegen Bayern München gab es am Samstag dennoch einen souveränen 6:2-Sieg. Anderntags folgte ein 5,5:2,5-Erfolg gegen Zugzwang, die zwar fünf Remisen herausholen, aber die Sensation vom Samstag nicht wiederholen konnten. Trotzdem sich Schwäbisch Hall tabellenmäßig verbesserte, dürfte der Griff nach der Krone alles in allem ausgeträumt sein. Aachen als viertes Team mit 10 Mannschaftspunkten bezwang am Samstag Mühlheim Nord mit 5:3, gegen Bremen lief es dann nicht so gut. Dennoch gilt Aachen als Mannschaft mit starken Aufwärtstendenzen.

Dresden weist auf Platz 8 9 Mannschaftspunkte auf und profitierte am vergangenen Wochenende vor allem vom Sieg gegen Hockenheim, denn das 4:4 am Sonntag gegen Hofheim muß fast schon als Ausrutscher gewertet werden. Dresden dominierte zwar an den beiden Spitzenbrettern, doch der Aufsteiger aus der 2. Bundesliga West konnte durch Oliver Brendel und Davit Lobzhanidze den Rückstand wieder aufholen und sich so einen gewissen Abstand zur Abstiegszone verschaffen.

Die Schachfreunde Berlin hatten am Samstag gegen Hofheim eine glückliche Hand, doch der Sonntag zeigte dem Team mit Hockenheim wieder Grenzen auf. Dennoch hat Berlin in der laufenden Saison keinen Grund zur Klage. Die starke Mittelposition in der Tabelle läßt Abstiegsängste verblassen.

Auch Speyer-Schwegenheim braucht sich mit 7 Mannschaftspunkten und Platz 10 keine Sorgen um die Zukunft zu machen. Die Nordteams waren am vergangenen Wochenende sehr spendabel. Nach dem knappen Sieg am Samstag gegen Hamburg folgte ein deutlicher 5:3-Sieg gegen Norderstedt.

Hofheim auf Tabellenrang 11 sollte ein Ticket für ein weiteres Jahr im Oberhaus sicher haben. Dagegen fühlt es sich für Hamburg schon schwindliger aus. Mit nur 4 Mannschaftspunkten ist der Sog nach unten stark, auch wenn das Remis gegen Baden-Baden für euphorische Gefühle sorgte. Auch Mühlheim Nord sollte mit gleicher Anzahl an Mannschaftspunkten den Tag nicht vor dem Abend loben, was übrigens auch für Bayern München gilt. Nur für MSA Zugzwang und insbesondere für die punktlosen Norderstedter sieht es ziemlich düster aus.

Am 25./26. Februar folgt die 9. und 10. Runde der Schachbundesliga. Das Top-Ereignis findet in Aachen statt, wenn zur 10. Runde Baden-Baden und Solingen aufeinandertreffen.


Runde 7, am 3.2.2018

SV Werder Bremen - SG Solingen 4:4
SV Mülheim Nord - DJK Aachen 3:5
SK Norderstedt - OSG Baden Baden 1:7
Hamburger SK - Speyer-Schwegenheim 3,5:4,5
USV Dresden - SV Hockenheim 4,5:3,5
Schachfreunde Berlin - SV Hofheim 5,5:2,5
FC Bayern München - SK Schwäbisch Hall 2:6
MSA Zugzwang - SF Deizisau 4,5:3,5


Runde 8, am 4.2.2018

SG Solingen - SV Mülheim Nord 6,5:1,5
DJK Aachen - SV Werder Bremen 1,5:6,5
OSG Baden Baden - Hamburger SK 4:4
Speyer-Schwegenheim - SK Norderstedt 5:3
SV Hockenheim - Schachfreunde Berlin 6:2
SV Hofheim - USV Dresden 4:4
SK Schwäbisch Hall - MSA Zugzwang 5,5:2,5
SF Deizisau - FC Bayern München 5:3


 Stand nach der 8. Runde: 
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
9.
10.
11.
12.
13.
14.
15.
16.
OSG Baden Baden
SG Solingen
SV Werder Bremen
SV Hockenheim
SF Deizisau
SK Schwäbisch Hall
DJK Aachen
USV Dresden
Schachfreunde Berlin
Speyer-Schwegenheim
SV Hofheim
Hamburger SK
SV Mülheim Nord
FC Bayern München
MSA Zugzwang
SK Norderstedt
8
8
8
8
8
8
8
8
8
8
8
8
8
8
8
8
15
15
13
10
10
10
10
9
8
7
6
4
4
4
3
0
46,5
45  
43  
38,5
37,5
36,5
36  
31  
31,5
28  
27  
27,5
25  
24,5
20,5
14  

5. Februar 2018


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