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SCHACH-SPHINX/02803: Lärmende Wirtsstuben-Fröhlichkeit (SB)


Die Schar der Kritiker und Nörgler, jene Gesellen des ewigen Vorwurfs an den Künsten, hat seit je an allem einen Makel finden wollen, das nicht den strengen Konventionen ihrer Bürgerlichkeit gehorchte. So war das Schachspiel immer auch ein Dorn im Auge jener Kleinbürger-Seelen, die in einer Art von Wirtsstuben-Fröhlichkeit den einzigen Ausdruck von geselligem Leben sahen. Es war ihnen unbegreiflich, daß sich zwei Menschen gegenübersetzten, wortlos, ernst, in tiefer Versenkung, und Figuren auf einem Brett hin und her schoben. 1652 schrieb Herr Hyastes in Johann Lassnit's "Bürgerlichen Reisz- und Tischreden" folgendes dazu: "Es ist Lapperey mit dem Schach-Spiel: Man sitzet dabey, gleich als ob man einschlaffen wollte: gaffet einer den andern an und redet kein Wort dabey." Dieser Herr Hyastes war sicherlich ein braver Mann, auf Anstand bedacht, vielleicht gar ein Humanist, und sicherlich davon überzeugt, ein durch und durch toleranter Mensch zu sein. Diesen Glauben hat er mit ins Grab genommen. Allein seine launenhafte Kritik überdauerte die Jahrhunderte. Doch so geht es immer: Was man nicht versteht, "das bekrieget man". Im heutigen Rätsel der Sphinx machte nun Schwarz wortlos seinen nächsten Zug. Drei Worte entschlüpften dem Munde seines Kontrahenten, Wanderer, nämlich die vielsagenden Worte - ich gebe auf.



SCHACH-SPHINX/02803: Lärmende Wirtsstuben-Fröhlichkeit (SB)

Lewitt - Martin
England 1992

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Der Nachziehende ließ vorsichtshalber lieber die Finger vom b2-Bauern. Seine Entscheidung war wohlüberlegt, denn nach 1...Le5xb2 wäre er zumindest in ein schlechteres Endspiel geraten, zum Beispiel 2.Ta1-b1 Lb2-e5 3.Sb5xa7! Sc6xa7 4.Tb1xb7 Ld7-c6 5.Tb7xa7 Lc6xg2 6.Kg1xg2 Ta8xa7 7.Dd1xd8 Te8xd8 8.Lc5xa7 Td8-d2! - 8...Td8-a8? 9.Tf1-d1! - 9.a2- a3! und plötzlich wäre Weiß im Mehrbesitz eines Bauern gewesen.


Erstveröffentlichung am 19. Juni 1999

07. April 2010