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SCHACH-SPHINX/02979: Die Welt ist voller Ausreden (SB)


Im Gewirr menschlicher Selbstbehauptungsversuche und des Wunsches, sich gegenüber einem Rivalen durchzusetzen, hat die Entschuldigung für Niederlagen einen goldenen Platz. Man ahnt gar nicht, welchen Erfindungsreichtums sich der Mensch bedient, um vor seinen eigenen Augen den lästigen Makel abzukratzen vom Selbstbild, dieser unantastbaren Reliquie. Im Schach, wo Niederlagen und Siege zum täglichen Geschäft gehören, leidet der Ruf ständig. Besonders schlimm wird das Ganze, wenn man gegen einen bestimmten Kontrahenten immer nur verliert. David Janowski beispielsweise kam nie gegen den Engländer James Mason an. Er hatte dafür eine simple Begründung: "Mich hat eigentlich nie das Spiel des Engländers als vielmehr sein gefürchteter Kautabak besiegt." Oder sein brauner Anzug, sein häufiges Zwinkern mit dem Augenlid, seine Art, den Tee zu trinken? Ach, die Welt ist voller Ausreden! Im heutigen Rätsel der Sphinx soll es einmal bieder zugehen, also mit allem Ernst und enchantiert. David Bronstein mit Weiß am Zuge jagte den schwarzen König, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/02979: Die Welt ist voller Ausreden (SB)

Bronstein - Mikenas
Rostow 1941

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Smyslow widerlegte das schwarze Spiel gekonnt mit 1.Lh5-g6! Sb8-a6 - 1...h7xg6? 2.Se5xg6+ verliert die Dame - 2.Dd1-e2 Lc8-h3 - kühner Versuch in hoffnungsloser Lage - 3.Se5-f3! und Schwarz gab auf, da das Matt infolge von 4.De2-e7+ nebst 5.De7-f7# nur unter großen Materialeinbußen zu verhindern gewesen wäre.


Erstveröffentlichung am 15. August 1999

05. Juni 2010