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SCHACH-SPHINX/03048: Bestrafter Räuber (SB)


Wer will die feine unscheinbare Grenze ziehen zwischen einem Bauernopfer und einem -raub? Ersteres eingesetzt, um in den Tauschoperationen für das Material gleichwertige Kompensation in Raumgewinn und rascherer Figurenentwicklung zu erlangen. Letzteres ist dagegen ein unbeantwortbares Fragezeichen. Nimmt man einen angebotenen Bauern oder nicht? Die Perspektive auf ein Endspiel ist natürlich verlockend, und es steht zumindest beim Rauben selbst in den Sternen geschrieben, ob der Verlust von der Gegenseite aufgewogen werden kann oder nicht. Manche Spieler lehnen Bauernraub grundsätzlich ab. Ihnen ist das Risiko zu hoch, zu unkalkulierbar. Sie wittern in jedem Bauernangebot eine tückische Falle, auch wenn diese in der Stellung nicht erkennbar sein sollte. Ein anderer Charakterschlag von Mensch will sich alles zeigen lassen. Dieser nimmt nur zu gerne ungedeckte Bauern an und verläßt sich auf seine Verteidigungskunst. Die Grenze läßt sich vielleicht weniger auf dem Brett als vielmehr in den Spielerpersönlichkeiten ziehen. Der eine ist vorsichtig wie ein Vogel, der andere tritt mit Löwenmut allen Widrigkeiten entgegen. Im heutigen Rätsel der Sphinx mußte freilich der Löwe seine Haut lassen. Weiß, der ein Bauernopfer gebracht hatte, bestrafte den Räuber, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/03048: Bestrafter Räuber (SB)

Pragua - Abdjenko
Moskau 1982

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Schwarz hatte Erbarmen mit der weißen Stellung und vollzog die Exekution rasch und ohne viel Aufwendens: 1...b7-b5! - konsequente Linienöffnung - 2.c4xb5 - oder 2.h4-h5 b5xc4 3.d3xc4 Td4-d2! 4.Lc1xd2 Sb3xd2+ nebst 5...Sd2xb1 - 2...De5-c5! 3.Dg4xe6 Dc5-c2 und Weiß resignierte, da sein Damenflügel abgeholzt wird.


Erstveröffentlichung am 08. September 1999

28. Juni 2010