Schattenblick →INFOPOOL →SCHACH UND SPIELE → SCHACH

SCHACH-SPHINX/03245: Säkularisierender Charakter im Wettkampf (SB)


Im modernen Sportbetrieb ist es für den Schachaktiven leicht, sich durch Erfolge jenes Quantum an Selbstsicherheit zu beschaffen, das ihn glauben läßt, ein starker Spieler zu sein. Und er wird in dieser Hinsicht auch dadurch bestärkt, daß er einen vorgezeichneten Karriereweg beschreiten kann. An den Marksteinen - zum Beispiel die Elo-Zahl - wird ihm suggeriert, es in seiner Kunst schon weit gebracht zu haben. Daß er damit unweigerlich und weitreichend einem Bewertungsmaßstab zum Opfer fällt, entgeht ihm meist und so erkennt er nicht die Sirenentöne agonaler Säkularisierungen, denen er blindlings folgt. Wahre Meisterschaft kennt keinen Vergleich. Wer nicht sicher auf eigenen Füßen stehen kann, mag getragen oder fortgeschwemmt werden, er besitzt keinen Stand in der Kunst. Im heutigen Rätsel der Sphinx nun kam Weiß ins Stolpern, als ihm sein Kontrahent den Boden der Orientierung unter den Füßen wegzog, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/03245: Säkularisierender Charakter im Wettkampf (SB)

Geller - Awerbach
Riga 1954

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Bei allem optimistischen Anschein, den der weiße Angriff erweckte, im Kern war er fehlerhaft: 1...Lg7-h6+!! 2.Kc1-b1 Ta8-d8! 3.Td1-d6 De8- c6! 4.a2-a3 - der schwarze Läufer war wegen 4...Dc6-e4+ und die Dame wegen Grundreihenmatts tabu, und damit war der Angriff des Anziehenden abgeschlagen - 4...Td8xd6 5.e5xd6 Dc6xd6 6.a3xb4 c5xb4 7.Dh4-e4 b4-b3 und Weiß gab auf.


Erstveröffentlichung am 06. November 1999

02. September 2010