Schattenblick →INFOPOOL →SCHACH UND SPIELE → SCHACH

SCHACH-SPHINX/04207: Schwebezustand der Nuancen (SB)


Vor dem 1. Weltkrieg hatte sich das Schach zu einer trostlosen Kunst entwickelt. Die Meister jener Zeit hatten sich untereinander so sehr angenähert, daß im Abgleich der Spielauffassungen und -motive die Technik mehr und mehr den Ausdruck der Routine annahm. Schließlich remisierten die führenden Meister allerorten, als wäre es Mode geworden. Das Spiel verflachte, wurde uninteressant, und hätte nicht die hypermoderne oder, wie sie gerne genannt wurde, neuromantische Schule nach dem Weltkrieg mit ihren originellen Ideen für einen neuen Aufschwung gesorgt, das Schach wäre in der Tat an einer Art Remistod zugrunde gegangen. Von dieser depressiven Stimmung jener Remisepoche ist heutzutage nichts mehr übriggeblieben - zum Glück. Die modernen Meister betonen mit Nachdruck individuelle Nuancen in ihrem Spiel und weigern sich, einen konzeptionellen Objektivismus anzuerkennen. Diese Haltung führt zu kontrastreichen Partien mit vielen taktischen Einlagen wie im heutigen Rätsel der Sphinx, wo der Nachziehende allerdings ein wenig zu "freigeistig" mit seiner Stellung verfuhr und nach nunmehr 1...a6xb5? der Niederlage geradezu Tür und Tor öffnete, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/04207: Schwebezustand der Nuancen (SB)

Newerow - Karpeschow
St. Petersburg 1997

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Nachdem Capablancas Stellung positionell überspielt war, setzte Lasker energisch nach mit 1.e4-e5! d6xe5 2.Sc3-e4 Sb6-d5 3.Se6-c5 Lb7-c8 - zieht der Turm, so entscheidet 4.Se4-d6+ - 4.Sc5xd7 Lc8xd7 5.Th3-h7 Tg8-f8 6.Th1-a1 Ke8-d8 7.Ta1-a8+ Ld7-c8 8.Se4-c5 und Schwarz streckte die Waffen, da es gegen 9.Sc5-e6+ keinen vernünftigen Zug mehr gab.


Erstveröffentlichung am 14. September 2000

22. November 2011