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SCHACH-SPHINX/04603: Kehrseite des Vergessens (SB)


"Uns ruhen noch im Zeitenschoße", so schrieb Schiller, "die dunklen und die heiter'n Lose". Eine Schicksalsverbundenheit, die für manche allzu bestrickend wurde. Zu kurz wirft, wer glaubt, daß Schachmeister von dergleichen Mystizismen nicht eingefangen werden könnten. Das Gegenteil ist leider der häufigere Fall. Selbst Alexander Aljechin, der sich auf sein kaltes Berechnungsgenie viel einbildete, war zumal in jungen Jahren von der Idee besessen, daß er vor allen anderen Zunftbrüdern die bevorrechtete Aufmerksamkeit der Schachgöttin genieße. So war er felsenfest davon überzeugt, gar in verlorenen Stellungen als Gnade höherer Mächte, die wohlwollend auf ihn herabzublicken schienen, die rettende Kombination zugesteckt zu bekommen. Später, reifer geworden durch eine Anzahl an Partien, in denen Caissas Gunst ihn verschmähte, kam er wieder auf nüchternen Boden zurück und wurde aus eigener Geisteskraft Herr zweier Jahrzehnte, in denen er der Schachwelt als voranschreitende Fackel diente. Indes, im verborgenen mag diese Natter der Selbstüberschätzung wohl an seinem Herzen genagt haben, wo selbst der abgebrühteste Pessimist in aller Verschwiegenheit doch für sich in Anspruch nimmt, in irgendeiner Weise auserwählt zu sein aus dem niederen Haufen. Im heutigen Rätsel blitzte dieser bevorzugte Glaube vielleicht in Aljechin wieder hervor, denn als sein Kontrahent Weenink mit 1...Ta8- d8! den Aufbau einer soliden Verteidigungsstellung vollendet hatte, entdeckte Aljechin die fein verborgene Lücke zum Sieg. Nur durfte er sich nicht auf 2.Sf3-e5 Sd7xe5 3.d4xe5 Lf6xe5 4.Te1xe5? Dc7xe5! einlassen. Doch wie gesagt, Wanderer, ein "göttlicher Einfall" mag ihm vielleicht zur Seite gestanden haben.



SCHACH-SPHINX/04603: Kehrseite des Vergessens (SB)

Aljechin - Weenink
Prag 1931

Auflösung letztes Sphinx-Rätsel:
Bei etwas mehr Selbstvertrauen und Mut hätte Meister Krabbé den Gewinnweg mittels 1...Tf2-c2! 2.Ta1-f1 Tc2-c1! 3.Tf1xc1 Df4xc1+ 4.Kg1- g2 Dc1-f1# sicherlich gefunden.


Erstveröffentlichung am 16. Januar 2001

24. Dezember 2012





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