Schattenblick →INFOPOOL →SCHACH UND SPIELE → SCHACH

SCHACH-SPHINX/04763: Denkzettel für die Majestät (SB)


Ludwig XVI., bedauernswerter König der Franzosen, der auf dem Schafott seinen Kopf verlor, war bereits zu Lebzeiten Gegenstand zahlreicher Anekdoten mit spöttischem Hintergrund. In Regierungsgeschäften bewies er keine gute Hand, den Sturm auf die Bastille sah er nicht voraus und in den Revolutionswirren leistete er sich etliche, letztlich zu seiner Hinrichtung führende Fehlentscheidungen. Seinen Titel hatte man ihm schon vorher genommen. Als Bürger Capet fristete er ein entmachtetes Schattendasein am Gängelband des Nationalkonvents. Auch als Schachspieler soll er keine gute Figur abgegeben haben, obwohl er laut Anekdote den besten französischen Meister, nämlich Philidor, zum Lehrer gehabt haben soll. Dieser hatte Mühe, der Einfalt seines königlichen Schülers etwas abzugewinnen. Seine Ungeschicklichkeit im Schach war mindestens so offenbar wie seine Unfähigkeit, Ordnung in seine Gedanken zu bringen. Als Ludwig seinen verzweifelnden Lehrmeister fragte, ob er denn Fortschritte gemacht habe, sah Philidor sich genötigt, seine Antwort in ein Bonmot zu verstecken. Er sagte: "Sire, es gibt drei Klassen von Schachspielern, nämlich solche, die gar nicht, solche, die schlecht, und solche, die gut spielen. Eure Majestät haben sich bereits zur zweiten Klasse emporgeschwungen." Eine nette Art, sich aus der Affäre zu ziehen. Im heutigen Rätsel der Sphinx hatte Ex-Weltmeister Tal ebenfalls eine witzige Kombination parat, um seinem Kontrahenten Milev einen stillen Denkzettel zu verpassen. Also, Wanderer, wie ließ sich die schwarze Stellung gleich einer Nuß knacken?



SCHACH-SPHINX/04763: Denkzettel für die Majestät (SB)

Tal - Milev
München 1958

Auflösung letztes Sphinx-Rätsel:
Mit 1...Sf6-e4 stachelte Najdorf nur die Kombinationswut von Tal auf. Nach 2.Te1xe4! d5xe4 3.Lh4-f6! Dc7-b6 4.Lf6xg7 Tf8-e8 5.Lg7-e5 Db6-g6 6.Sf5-h6+ Kg8-f8 7.f4-f5 war die schwarze Stellung kaputt. Der weiße Läufer konnte wegen Matts nicht genommen werden.


Erstveröffentlichung am 09. März 2001

02. Juni 2013





Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang