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SCHACH-SPHINX/04872: Hebel der Funktionäre (SB)


Der Machtkampf zwischen Funktionären und Schachspielern ist so alt wie ein Verband Jahre auf dem Buckel hat. Immer wieder stießen die Interessen aufeinander. Der einzelne Schachspieler zieht meistens den kürzeren. Schließlich sind es die Verbände, die die Politik machen. Das bekamen in den 80er Jahren auch die Geschwister Polgar zu spüren. Weil sie sich strikt weigerten, an Frauenturnieren teilzunehmen, verhängte der ungarische Verband ein Ausreiseverbot über sie. Nicht einmal in die sozialistischen Bruderstaaten durften Zsuzsa, Zsofia und Judit fahren. Fast zwei Jahre ging das so. "Das war reine Schikane", so Zsuzsa 1986, "der Verband wollte uns gefügig machen". Erst der heftige Protest der internationalen Schachwelt, die auf die drei Wundermädchen nicht verzichten wollte, zwang den ungarischen Verband zum Einlenken. Im April 1985 durfte Zsuzsa nach New York reisen. Ganz ohne Eingeständnisse ging das Ganze jedoch nicht über die Bühne. Die Polgars mußten sich verpflichten, an der Schacholympiade im November 1988 in Saloniki teilzunehmen. Die Funktionäre in Budapest saßen also doch am längeren Hebel. Im heutigen Rätsel der Sphinx soll die jüngste der drei Polgar-Schwestern zu Wort kommen. Als 12jährige hatte Judit bereits den Titel des Internationalen Meisters zuerkannt bekommen. Weder der Amerikaner Bobby Fischer noch der Mann aus Baku, Garry Kasparow, waren so früh flügge gewesen. Gegen den Sieger der Kadettenweltmeisterschaft in Innsbruck 1986, Hannes Stefansson, spielte Judit mit den weißen Steinen wie ein Vollblutprofi. Mit ihren beiden nächsten Zügen legte sie den Grundstein für ihren Sieg, Wanderer!



SCHACH-SPHINX/04872: Hebel der Funktionäre (SB)

J. Polgar - Stefansson
Egilstadir 1988

Auflösung letztes Sphinx-Rätsel:
Das Abtauschen des weißfeldrigen Schutzläufers rächte sich nun bitter. Mit 1...Dh5-e2! konnte der DDR-Großmeister Lutz Espig den entscheidenden Schritt in Richtung Sieg tun. Nach 2.Ta1-d1 La8xe4 beging sein Kontrahent Ulrich Kobe den letzten Fehler in der Partie mit 3.Td1-e1? De2xf1+ und gab auf. Verloren war die weiße Stellung jedoch auch so. Nach 3.Dc2-c1 De2-f3 wäre das Matt unvermeidlich gewesen.


Erstveröffentlichung am 15. April 2001

19. September 2013





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