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SCHACH-SPHINX/05017: Streit um Emanzipation (SB)


Das Engagement entschlossener Frauen darf nicht unterschätzt werden, aber nicht selten wurde die Frage der Gleichberechtigung durch äußere Umstände vorangetrieben. War man den Frauen vor dem Ersten Weltkrieg noch mit massivste Ablehnung begegnet, so begann beispielsweise in Deutschland um das Jahr 1916 herum eine anwachsende Einbeziehung der Frauen in die Berufswelt, auch in Positionen, die sie sich zuvor nicht einmal im gedanklichen Anflug hätten träumen lassen. Aber der Krieg rief die Männer an die Front, und so tauchten zum Beispiel bei der Bahn, hervorgerufen durch ebendiesen Notstand, plötzlich die ersten Hilfsschaffnerinnen, Lokführerinnen und Heizerinnen auf. Diese Gleichstellung hielt natürlich nur so lange an, bis die Männer von den Schützengräben zurückkehrten. Und wieder wurde die Frau ins berufliche Abseits gedrängt. Eintrittskarten verkaufen und als Telefonistin arbeiten, das ging noch an, aber nach 1918 war von Gleichberechtigung, gar Emanzipation, kein Wort mehr zu hören. Die Frauen hatten als Lückenfüller ihre Funktion erfüllt. Mehr wollte man ihnen auch in der Zeit der Weimarer Republik nicht zugestehen. Wer die Geschichte des Turnierschachs kritisch und genau verfolgt, wird genau diesen Trend auch nach dem Zweiten Weltkrieg ausmachen können. Der Mangel an Schachspielern hatte den Frauen einen Türspalt in die Turnierwelt geöffnet. Aber kaum rückte die nächste männliche Schachspielergeneration nach, verschwand das Frauenschach bis auf wenige Ausnahmen aus dem Bewußtsein der Weltschachorganisation FIDE. Und erst, als einige mutige Frauen in den letzten zwei Jahrzehnten das verlorene Terrain zurückeroberten, wurde das Frauenschach überhaupt wieder auf das Podest der Berichterstattung gehoben. Defizite sind immer noch der Regelfall, man soll sich da nicht in die eigene Tasche lügen. Nie war von selbst oder aus Vernunftgründen die Frage der Emanzipation angemessen beachtet worden. Das heutige Rätsel der Sphinx stammt aus dem Vergleichsmatch Moskau gegen die Ukrainische SSR, wo die ehemalige Weltmeisterin Jelisaweta Bykowa mit den weißen Steinen dank einer hübschen Schlußkombination in wenigen Zügen den Sieg erringen konnte, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/05017: Streit um Emanzipation (SB)

Bykowa - Kogan
Moskau 1954

Auflösung letztes Sphinx-Rätsel:
Nachdem der schwarze König ins Fadenkreuz der beiden weißen Läufer geriet, war das siegbringende Matt durch einen letzten Handstreich herbeizuführen, gesetzt, man fand die entscheidende Wendung, nämlich 1.Td5-d8+ Kg8-h7 2.Td8-h8+!! Mit einem Turmopfer wird der schwarze König in die verdeckte Linie des Läufers auf c3 gebracht: 2...Kh7xh8 3.Kf6xf7+ Kh8-h7 4.Le6-f5+ Kh7-h6 5.Lc3-g7#


Erstveröffentlichung am 01. Juni 2001

11. Februar 2014





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