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SCHACH-SPHINX/05334: Philosophisch düsteres Beklagen (SB)


So mancher Geist verliert sich beim Nachgrübeln über den Sinn des Daseins in ein philosophisch düsteres Beklagen. Dann wirft er die Sinnfrage in eine helle Ecke, und plötzlich breitet sich im Nu vor ihm eine neue Erkenntnis aus. Es war dies eine alte Frage, die er in ein unbekanntes Terrain hineinschleuderte, aus Wut darüber, daß ihm nichts gelingen wollte, weil sich jedes Haar in ein Für und Wider spaltete. So geht es vielen Philosophen, die sich mit alten Menschheitsfragen herumquälen. Und sie machen es wie alle Kleingeister, deren Larmoyanz größer ist als ihre Geduld: Sie werfen, was sie bedrängte, hinüber in ein anderes Reich, in ein Jenseits, das sie zuvor noch verleugnet und verlacht hatten. Philosophische Grübeleien gibt es hin und wieder auch über das Schachspiel, wenn ein gelehrter Piefke seine liebe Not mit der Welt am unschuldigen Schachspiel ausläßt und grübelnd-nörgelnd- verdüsternd um Einsicht ringt. Hören wir den Grübler selbst: "Unter den moralischen Betrachtungen, die sich beim Schachspiel aufstellen lassen, ist eine der natürlichsten diejenige, die sich nach geendigtem Spiel, wenn die Steine in den Sack zurückgeworfen werden, fast unwillkürlich aufdringt. Die Komödie oder Tragödie, die uns einige Stunden oder einige Jahre so sehr interessiert hatte, ist nun vergessen, aller Zwist und Hader, Neid und Furcht ist vorüber, alle Verhältnisse und aller Unterschied des Standes hört auf, und auf das Gewühl und die Stürme des Lebens folgt die Ruhe des Grabes. Ein Sack oder ein Grab umschließt Freund und Feind, das Pferd und seinen Reiter, den König und den Bauern. So natürlich diese Betrachtung ist, so mag sie doch wohl eben so selten am Ende des Schachspieles gemacht werden, als beim Herausgehen aus dem Theater. Auch hier, wie beim Abtritt von der Bühne des Lebens, erscheint jeder in seiner wahren Gestalt wieder, die Make up der Heuchelei fällt ab, und der Purpurmantel gilt nicht mehr als der Sklavenkittel; nur die Leidenschaften und Zänkereien dauern noch oft hinter den Kulissen fort". Genug der Tränen und zurück zum heutigen Rätsel der Sphinx, wo Planas nun 1....Lf6xc3 zog, was gut war und noch besser werden sollte, denn Meister Castellanos ließ sich in die Annahme, mit dem Zwischenzug 2.Dd2-d3? ein Quentchen Vorteil für sich herauspressen zu können, auf ein waghalsiges Manöver ein. Er irrte sehr, daher die Frage nun an dich, Wanderer, wie ging ihm das Geistes-Licht aus?



SCHACH-SPHINX/05334: Philosophisch düsteres Beklagen (SB)

Castellanos - Planas
Kuba 1965

Auflösung letztes Sphinx-Rätsel:
Die lange Läuferlanze von g3 nach b8 machte den schwarzen König bewegungslos. Jetzt noch ein Schach und das Matt wäre komplett. Dieser Gedanke inspirierte Sokolow sogleich zu dem gewieften Rösselsprung 1.Sc3-b5! Beide Damen waren ungedeckt, aber wegen des Matts durch 2.Sb5xa7# durfte Hansen sich an der weißen Dame nicht vergreifen. Impossibel war auch 1...Da5-a6 wegen 2.Sb5-d6+ nebst 3.Lf1xa6, und 1...Da5-a4 scheiterte an 2.b2-b3! Hansen zog also notgedrungen 1...Da5- b6, mußte jedoch nach 2.Lg3-c7! sofort aufgeben, weil seine Dame "draufging".


Erstveröffentlichung am 21. Januar 2002

25. Dezember 2014





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