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SCHACH-SPHINX/05362: Streit ums Honorar (SB)


Zwar werfen manche Probleme mitunter peinliche Schatten, aber das sollte den kritischen Geist nicht im besonderen irritieren. Ein Blick aufs moderne Schachgeschehen läßt erkennen, daß es im Turnierschach schon seit längerem nicht mehr um die Kunst, als vielmehr um den Betrieb geht, ergo: ums Geldverdienen. Nun läßt sich von der hohlen Hand nicht leben, soviel ist klar, und auch der amtierende Weltmeister, der dank des Titelgewinns ein erkleckliches Sümmchen aufs Konto trägt, hat Ausgaben mannigfaltigster Art durch den Wettkampf vorschießen müssen. Unterm Strich bleibt zwar immer noch genügend übrig und darben müssen weder Kasparow noch Karpow, allein am Umstand des rollenden Rubels kommt man nicht vorbei. Und wo der Rubel rollt, kommt es auch zu Streitigkeiten. Wir erinnern uns noch mit Unbehagen an die spinnefeindliche Auseinandersetzung zwischen den beiden englischen Großmeistern Anthony Miles und Raymond Keene um das Honorar für Sekundantendienste. Waren das Anzeichen einer merkantilen Überfremdung des Schachgedankens? Auch beim Titelkampf zwischen Anatoli Karpow und Gata Kamsky verlief das Wenigste in den altbekannten Bahnen der Schachfreundschaft. Sicherlich, Zwistigkeiten hat es seit London 1851 immer wieder gegeben, aber die Schärfe der sich gegenüberstehenden Positionen hat mittlerweile eine Bißfreudigkeit angenommen, die nachdenklich macht. Viel nachzudenken hatte auch unser Schachfreund Stulik mit den weißen Steinen. Sein Läufer war bedroht und außerdem sah der schwarze Freibauer auf c4 gleichfalls wenig vertrauenserweckend aus, und doch gelang es ihm mit einem schwindelerregenden Plan die Oberhand zu gewinnen im heutigen Rätsel der Sphinx, das dir, Wanderer, möglicherweise manches graue Haar kosten wird!



SCHACH-SPHINX/05362: Streit ums Honorar (SB)

Stulik - Kozma
CSSR 1957

Auflösung letztes Sphinx-Rätsel:
Meister Speelman brauchte sich um seinen hängenden Turm keine Sorgen zu machen, und so ließ er sich bedenkenlos auf die Stellung nach 1.Th4xg4+! Kg6-h5 2.Td6xf6 Kh5xh4 ein, denn nun zappelte der schwarze König in einem Mattnetz. Zu verdanken war dies dem Turmzug 3.Tf6-f5! Kein Glied konnte die schwarze Majestät mehr rühren. Speelmans Kontrahent versuchte sich mit 3...Db8-b2 aus dem Schlamassel zu ziehen, aber nach 4.Sc3-d1 und der tödlichen Drohung 5.Sd1-e3# gab Meister Knox sofort auf.


Erstveröffentlichung am 16. Februar 2002

22. Januar 2015





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