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SCHACH-SPHINX/05385: Schweiß, Blut und Tränen (SB)


Eine schweißtreibende Stirn wird man bei einem Schachspieler zwar nur selten beobachten können, aber zu Gewichtsverlusten kommt es auch bei ihnen, zumal auf zermürbenden Turnieren oder gar bei Weltmeisterschaftskämpfen. Denken ist schließlich ein hochkörperlicher Vorgang. Kreislaufschwankungen, erhöhte Pulsfrequenz, Beklemmungen - alle Symptome eines in Gefahr geratenen Menschen können durchaus bei einem Schachmeister auftreten. So verlor der armenische Weltmeister Tigran Petrosjan beispielsweise bei seiner Titelverteidigung 1963 gegen den Russen Boris Spasski alles in allem 16 Pfund Körpergewicht. Nun war Petrosjan im Vergleich zum heutigen FIDE-Weltmeister Anatoli Karpow zwar ein kolossaler Brocken, aber auch Karpow brachte nach seinen WM-Kämpfen gegen Viktor Kortschnoj und Garry Kasparow im Schnitt fast 4 Kilogramm weniger auf die Waage. Denn es ist so, daß die physische und psychische Belastung bei solchen Wettkämpfen oftmals zu Appetitlosigkeit und Magenverstimmungen führt. Die Auswirkungen des Rampenlichts und der angespannten Stille auf das vegetative System kommen noch hinzu. Ein Schachmeister muß also gut in Schuß sein, wenn er einen solchen Zweikampf überstehen will. Psychologische Betreuung und individuelle körperliche Fitneßprogramme sind heutzutage ebensowichtig wie der vorbereitete Variantenkoffer. Einen psychosomatischen Schlag bekam jedenfalls auch unser Schachfreund Nannsen im heutigen Rätsel der Sphinx ab. Mit den weißen Steinen hatte er sich unrettbar in eine verfahrene Situation hineinmanövriert. Er mußte jedoch nicht lange leiden, denn sein Kontrahenten Jankowitsch setzte in der Diagrammstellung in nur zwei Zügen Matt. Wie machte Jankowitsch dem Leiden der weißen Majestät ein Ende, Wanderer?



SCHACH-SPHINX/05385: Schweiß, Blut und Tränen (SB)

Nannsen - Jankowitsch
Fernpartie 1935

Auflösung letztes Sphinx-Rätsel:
Der holländische Meister Jan Timman fluchte nicht schlecht, als ihm sein Simultangegner Zuidema nach 12.Dd1xg4? eine Lektion in Sachen Eröffnungstheorie gab. Nach 12...Df6xg5! mußte sich Timman erst von seinem Schreck erholen, denn nun verbot sich 13.Dg4xg5 wegen 13...Sf4- e2# und 13.Dg4-f3 scheiterte an 13...Dg5xg2+! 14.Df3xg2 Sf4-e2# Blieb nur noch 13.f2-f3 als fadenscheinige Ausrede, aber nach 13...Sf4-h3+! 14.g2xh3 Dg5xe3+ 15.Tf1-f2 Lf8-c5 war Timman die Lust auf ein Weiterspielen tüchtig vergangen.


Erstveröffentlichung am 10. März 2002

14. Februar 2015


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