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SCHACH-SPHINX/05393: Vorgarten-Idylle (SB)


Das Streben nach Nützlichkeit steht im Katalog menschlicher Tugenden und Ziele an vorderster Stelle. Bloß über die Intention und den Grad an begrifflicher Übereinstimmung herrschen aus individueller Sicht zum Teil recht erhebliche Unterschiede. Daß mag einem im ersten Augenblick selbstverständlich vorkommen. Schließlich ist kaum ein Begriff in den letzten 50 Jahren so abgegrast worden wie der der Individualität. Was darunter verstanden und an vermeintlichen Inhalten zusammengetragen wurde, reduzierte sich in den meisten Fällen jedoch nach der Art, wie man Automarken unterscheidet. In einer Gesellschaft mit kompatiblen Werten und der Betonung auf abtauschbare Gegenseitigkeit dürfte die Verschiedenheit der Ziele im Grunde genommen nicht so weit auseinander liegen. So trifft man bei genauerer Hinsicht auch weniger Unterschiede als vielmehr Vorwürfe an, sobald der Unterschied beschworen wird. Jeder hält die eigene Vorgarten-Idylle für die schönste, bezauberndste, wahrhaftigste. Aus keinem anderen Grund fühlte sich der Erfinder des Blitzableiters, Benjamin Franklin, in seiner Schrift "Moral des Schachspiels" auch dazu berufen, die gegen das Schachspiel gerichtete Vorwurfslage in einer Gegendarstellung zu entkräftigen, was ihm, mit Vermerk auf die Nützlichkeit als der allen Menschen gemeinsamen Bestrebung, in wohlklingenden Worten auch gelang: "Das Schachspiel ist ganz und gar keine unnütze Zerstreuung. Einige sehr wertvolle Eigenschaften des Verstandes, notwendig im menschlichen Leben, werden in diesem Spiel verlangt und derart gefestigt, daß sie zu einer in vielen Lebenslagen nützlichen Gewohnheit werden. Das Leben ist in gewissem Sinn ein Schachspiel." Nachdem diese Frage geklärt sein dürfte, kann das Augenmerk wieder auf das heutige Rätsel der Sphinx gerichtet werden und damit auf die Frage, mit welchem schonungslos nützlichen Zug Meister Gufeld mit den weißen Steinen die Partie für sich entschied. Also, Wanderer, nichts geht über den Nutzen.



SCHACH-SPHINX/05393: Vorgarten-Idylle (SB)

Gufeld - Weingold
Tallinn 1981

Auflösung letztes Sphinx-Rätsel:
Nun wurde die schwarze Dame zwar angegriffen, für Furcht bestand dennoch kein Grund, denn nach 1...h7-h5! schuf die Mattdrohung 2...h5xg4# ein solch unüberwindliches Mattpotential, daß Meister Andersen sofort die kraftlos gewordenen Waffen streckte.


Erstveröffentlichung am 18. März 2002

22. Februar 2015


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