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SCHACH-SPHINX/05824: Schnittstelle der Generationen (SB)


Die schlimmste Inflation lag knapp anderthalb Jahre zurück, als in Baden-Baden im Frühjahr 1925, angeregt durch den "Nürnberger Doktor" Siegbert Tarrasch, ein Treffen der damals weltbesten Spieler arrangiert wurde. Tarrasch hatte innigst gehofft, den seinerzeit amtierenden Weltmeister José Capablanca sowie den Ex-Weltmeister Emanuel Lasker für dieses Turnier gewinnen zu können. Doch beide stellten derart hohe und unerfüllbare Honorarforderungen, daß man schließlich Abstand nehmen mußte von ihrer Teilnahme. Trotzdem waren zuletzt 21 namhafte Meister zum Baden-Badener Turnier angetreten, dieser Schnittstelle zweier Schachgenerationen. Vornehmlich mit Réti und Tartakower nahmen die Vertreter und Verfechter eines neuen, die Zentrumslehre neuartig auslegenden Stils am Geschehen teil, als Vorhut verstanden gegen die von Steinitz, Tarrasch und Lasker ausgearbeitete klassische Schachschule. In diesem Aufeinandertreffen zweier Strömungen der Schachkunst war es jedoch eine dritte Fraktion, die den Sieg und schließlich auch die symbiotische Wortführerschaft im Königlichen Spiel an sich reißen sollte, eine Fraktion in der Gestalt des aus Rußland exilierten Alexander Aljechin, der in Baden-Baden einen der Höhepunkte seiner unvergleichlichen Karriere feierm sollte. Ohne einen einzigen Punkt abzugeben, mit acht Remisen und zwölf Siegen, fünf davon zuletzt in Folge, überflügelte er alle anderen Teilnehmer. Aljechin selbst sagte später, daß er seinerzeit das mit Abstand beste Schach seines Lebens gespielt habe. Im heutigen Rätsel der Sphinx gelang ihm gegen den amerikanischen Meister Marshall mit den weißen Steinen eine denkwürdige Siegeskombination, bei der er mit einigen feinen Zwischenzügen brillieren konnte. Ein Genuß ohnegleichen, Wanderer, sie zu finden!



SCHACH-SPHINX/05824: Schnittstelle der Generationen (SB)

Aljechin - Marshall
Baden-Baden 1925

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Van der Wiel war hinterher untröstlich und konnte sich selbst nicht erklären, warum er sich zu 1.Sg3-h5? hatte hinreißen lassen, denn nach 1...Se5-d3+ 2.Kf3-g2 Lg5xc1 3.Ta1xc1 g7-g6 verlor er wegen 4.Sf5-h6+ Kg8-f8 5.Sh5-g3 Dd8-g5 glatt eine Figur.


Erstveröffentlichung am 17. Mai 2003

02. Mai 2016


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