Mit storchenhaft fahrigen Schritten scharwenzeln sie um die Tische herum, die Meister mit den schnellen Urteilen. Ein Blick genügt ihnen, und schon haben sie die Nacht- und Schattenseiten jeder Stellung erkannt. Mit verzogenen Lippen schütteln sie den Kopf, murmeln: "Das Kind im Brunnen hätte es nicht schlechter machen können." Ein wütend abgeschossener Blick und der Maulheld zieht von dannen hin zum nächsten Brett. Wieder reicht ihm ein zuschnappender Blick, um die in der Stellung verborgenen Geheimnisse nackt vor seinen Augen treten zu lassen: "Ja, ja, so kann es kommen, wenn der Damenflügel schläft." Kaum wirft der Angesprochene den Kopf hoch, verschwindet der selbsternannte Analyseheld auch schon wieder, jedoch nur, um woanders sein Unwesen zu treiben. Schließlich hat er fast alle Spieler gegen sich aufgebracht und der Schiedsrichter greift ein. Mürrisch kehrt er zu seinem eigenen Spiel zurück, und da tritt offen zutage, warum er so leutselig und palavernd durch die Gänge zog. Seine eigene Stellung - nur eine erbärmliche Ruine. Was hätte wohl unser besagter Freund mit den tausend Gesichtern über das heutige Rätsel der Sphinx zu schwatzen gehabt, Wanderer? Weiß steht zum Angriff bereit, doch Schwarz kommt ihm genial zuvor.
Blackburne - Mackenzie
London 1882
Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Was Meister Adorjan in die Bewußtlosigkeit trieb, war der Zug 1.f4-f5!
und er war grauenerregend, weil weder 1...Te3xd3 2.f5-f6+ Le7xf6
3.Td6xf6 noch 1...g6xf5 2.Sd3-f4 d4-d3 3.Sf4-h5+ zur Rettung der
schwarzen Stellung beigetragen hätten.
Erstveröffentlichung am 12. Juli 2003
29. Juni 2016
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