SCHACH-SPHINX/06118: Historische Chance vertan (SB)

Über sieben Jahrzehnte besaß der deutsche Schachhimmel keinen Stern, der hoch genug stieg, um die internationale Weltelite hinter sich zurückzulassen. Dann betrat mit Robert Hübner endlich ein ernsthafter Kandidat auf den Weltmeisterthron die Bühne. Im Jahre 1908 hatte Siegbert Tarrasch nach der Schachkrone gegriffen, als er seinen ebenfalls deutschen Kollegen und damaligen Weltmeister Emanuel Lasker zum Duell forderte. Tarrasch verlor den Zweikampf und Lasker war 1921 an der Reihe, dem Kubaner José Raul Capablanca das Zepter zu überlassen. Seit Tarrasch besaß das deutsche Spitzenschach keinen WM- Herausforderer mehr. In Abano Terme, einem italienischen Heilbad, traf Hübner 1980 auf den ungarischen Großmeister Lajos Portisch, ein Spieler, der ungemein schwer zu besiegen war. Kein Wunder also, daß die ersten acht Partien jeweils mit einem Remis endeten. In Runde 9 und 10 verbuchte Hübner gleich zwei Siege in Folge und konnte in der letzten Wettkampfpartie trotz eines schlechteren Endspiels ein phantastisches Unentschieden erzielen. Bedauerlich nur, daß Hübner dann in der Vorrunde zur Weltmeisterschaft gegen den Exil-Russen Viktor Kortschnoj den kürzeren zog. Die Stellung im heutigen Rätsel der Sphinx stammt aus Hübners erster Gewinnpartie gegen Portisch. Die weißen Figuren standen optimal zum Angriff bereit. Es fehlte nur noch der zündende Opferfunke zum Flächenbrand. Also, Wanderer, wie ließ Hübner die Flammen hochschlagen?

Hübner - Portisch
Abano Terme 1980

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Statt mit 1...Se4xg3? alles aus der Hand zu geben, hätte Chandler dank des grandiosen Damenopfers 1...Dh3xh2+!! einen Sieg über Weltmeister Karpow verbuchen können, zum Beispiel 2.Kg1xh2 Se4xg3 3.De2-a6 Sg3-e2+ 4.Kh2-h1 Te6-h6+ 5.Lg2-h3 Th6xh3+ 6.Kh1-g2 Th3-h2# Auch das Gegenopfer der weißen Dame mit 3.De2xg4+ hätte Karpow nichts genützt: 3...Lf5xg4 4.Lg2xd5 Te6-h6+ usw.

Erstveröffentlichung am 01. März 2004

21. Februar 2017

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