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SCHACH-SPHINX/06128: Kasparows verschnupfte Partie (SB)


Da saß er nun, Garry Kasparow, der Herausforderer des FIDE- Weltmeisters Anatoli Karpow, im Moskauer Spielsaal, die Augen verquollen, die Hände noch vom Fieber zittrig, und spielte mit den schwarzen Steinen seinen Sizilianer. Drei Tage lang hatte sich Kasparow von einer Erkältung zu kurieren versucht. Länger durfte er dem Wettkampf allerdings nicht fernbleiben. Und so kam er denn mit Hut, Mantel und Schal zur Partie an diesem 17. September 1984 und wünschte sich doch in sein warmes Bett zurück. Den Mantel fest an sich gedrückt, mußte er sich statt dessen in die unbehaglichen Komplikationen einer Schachpartie stürzen. Karpow witterte seine Chance, um endlich einen Sieg verbuchen zu können. Ein angekränkelter Kasparow war schließlich eine leichtere Beute als ein gesunder, und solange dieser mit einem inneren Feind fertigwerden mußte, konnte er sich gegen den äußeren weniger gut wappnen. Karpow spielte also scharf und die Rechnung ging auf. Er sollte in der Folge noch drei weitere Siege gegen Kasparow erringen, ehe dieser seine Erkältung niederringen und zur Aufholjagd blasen konnte. An seine verschnupfte Partie gegen Karpow erinnert das heutige Rätsel der Sphinx. Der Bauerngewinn allein war es nicht, der Karpow den Sieg sicherte, Wanderer. Mit seinem nächsten Zug als Anziehender gewann er eine Figur obendrein.



SCHACH-SPHINX/06128: Kasparows verschnupfte Partie (SB)

Karpow - Kasparow
Moskau 1984

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Was so ruhig und spanisch begonnen hatte, geriet mit dem Zug 1.Sf3-g5! plötzlich ins Stürmische. Da 1...Te6-e7 wegen 2.e5-e6! nur Scherereien gegeben hätte, nahm Schwarz das Springeropfer an. Glücklich wurde er damit jedoch nicht: 1...h6xg5 2.Se4xg5 g7-g6 3.Dd1-h5+! und Schwarz gab auf wegen der unvermeidlichen Mattdrohungen 3...g6xh5 4.Sg5xf7# und 3...Kh8-g7 4.Dh5-h7#


Erstveröffentlichung am 11. März 2004

3. März 2017


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