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SCHACH-SPHINX/06516: New Yorker Himmelsstürmer (SB)


Seinem Landsmann und Vorbilde Paul Morphy folgend reiste der amerikanische Großmeister Frank James Marshall 1905 nach Europa. Gerade einmal 23 Jahre zählte der junge Meister, und in seinem Kopf wirbelten all die Erwartungen, die jungen Menschen so eigen sind. Ein wenig bange mag ihm im Herzen dennoch gewesen sein, trotzdem er ein Jahr zuvor in Cambridge Springs bei einem Turnier, auf dessen Teilnehmerliste sich die besten Spieler Europas eingeschrieben hatten, alles, was Rang und Namen in der Schachwelt besaß, niedergerungen hatte. Aus diesem Sieg schöpfte Marshall Zuversicht, auch wenn er anfangs sicherlich nicht geahnt haben dürfte, daß er das Turnier mit zwei Punkten Vorsprung gewinnen würde vor Emanuel Lasker und David Janowski. Aber gegen Europas Heldenphalanx streiten, fernab der eigenen Heimat, auf fremdem Boden, ohne die Unterstützung bewährter Freunde? Marshall war ein unternehmungslustiger Charakter, der sich nicht in eine Schablone pressen ließ. Seine rasche Auffassungsgabe, gepaart mit dem Talent, Feinheiten der Eröffnungen und Strategien weit in sein Denken aufnehmen zu können, verhalfen ihm zu einer glänzenden Karriere. Bis zu seinem Tode 1944 bereicherte er die Schachkunst mit einer Fülle von bemerkenswerten Partien. Große Namen brauchte er in Europa nicht zu scheuen, weil sein Name selbst unter die Großen gerechnet wurde. Im heutigen Rätsel der Sphinx gelang ihm mit den weißen Steinen ein brillanter Kombinationssieg über Heinrich Wolf. Also, Wanderer, die beiden Läufer zielen auf die schwarze Rochadestellung, die Dame steht auf e2 Gewehr bei Fuß. In solchen Fällen liegen Opfer in der Luft.



SCHACH-SPHINX/06516: New Yorker Himmelsstürmer (SB)

Marshall - Wolf
Nürnberg 1906

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Fischer ließ keine Unzweideutigkeit zu. Spasskis Zug 1...Tc8-b8 beantwortete er wie ein präzises Uhrwerk mit 2.Kg1-f1! Nachdem die Gefahr eines Grundreihenmatts und die Kalkulation damit beseitigt war, lief die Partie auf samtenen Pfoten ins Remis: 2...Tb8xb4 3.Tc1xc6 Tb4xd4 4.Tc6-a6 Kg8-f7 5.Ta6xa7+ Kf7-f6 6.Ta7-d7 h6-h5 7.Kf1-e2 g7-g5 8.Ke2-e3 Td4-e4+ 9.Ke3-d3 Kf6-e6 10.Td7-g7 Ke6-f6 11.Tg7-d7 Kf6-e6 und die Kontrahenten reichten sich die Hände.


Erstveröffentlichung am 30. März 2005

26. März 2018


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