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SCHACH-SPHINX/06678: Dem Zufall Avancen machen (SB)


Der computergestützte Zugriff auf eine Unmenge an Eröffnungsmaterial macht es den Großmeistern heutzutage sehr leicht, die Übersicht über die wichtigsten Varianten zu bewahren. Ein Druck auf die Taste und schon springt aus der Datenschublade die gesuchte Information heraus. Der Fortschritt auf diesem Gebiet ist außerordentlich, so groß, daß die Meister auf den Turnieren wiederum einen ganz anderen Weg einschlagen müssen, um nicht wiederholt und ermüdend-ennuyant in das Remisgrab einer ausanalysierten Variante hineinzuwandern. Sie entschließen sich daher mit gebotener Risikobereitschaft, Züge mit ungewissem Ausgang zu spielen, als ob sie dem Zufall Avancen machen wollten. So entstehen eine Fülle von Partien, die dann den Analytikern wieder den Stoff bieten für ihre nächtelangen Arbeiten. Oft fällt die Entscheidung für den waghalsigen Zug erst unmittelbar am Brett - eine Neuerung gewissermaßen als dem Stegreif heraus. Sehen wir uns dazu die Stellung im heutigen Rätsel der Sphinx an. Ljubojevic hatte als Weißer in ein totgetrampeltes Abspiel der Sizilianischen Verteidigung Leben einhauchen wollen und stand nun plötzlich vor einem grenzenlosen Chaos. Den sich als keuches Opfer anbietenden Springer durfte er freilich nicht nehmen wegen 1.Dd5xc6 c3xb2 2.Ta1-b1 Df6-c3+ 3.Ke1-d1 Lc8-g4+ und er hätte nur noch Amen sagen können. Also bediente er sich mit 1.Dd5xd6 am schwarzen Damenbauern. Nun, Wanderer, ob ihm das Segen gebracht hat?



SCHACH-SPHINX/06678: Dem Zufall Avancen machen (SB)

Ljubojevic - Kramnik
Belgrad 1995

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Die Habgier wurde Schirow zum Verhängnis. Nach 1...Dd4xd1+(!) 2.Ta1xd1 Kc8xb7 hätte Weiß nun straucheln können, wenn er auf Material ausgegangen wäre: 3.Td1-d7+? Kb7-b6 4.Td7xf7 c4-c3! 5.b2xc3 b4-b3 und Schwarz gewinnt. Indes hätte Weiß mit gesunder Enthaltsamkeit durch 3.Td1-d4! Tg8xg7 4.Td4xc4 a7-a5 den Remishafen erreichen können.


Erstveröffentlichung am 8. September 2005

7. September 2018


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