"Das Schach ist die Kunst der menschlichen Vernunft", so der Herzog von Braunschweig. Nicht immer freilich erhebt sich dies Talent menschlicher Denkkraft, nämlich das Richtige vom Falschen zu trennen, auf hohe Lüfte, daß es als Kunst, vollendet und schön, in Erscheinung treten könnte. Oftmals hängt es sehr wohl an einer irdischen Wurzel fest, dann wird man plötzlich von der Schwere der Erde heruntergezogen auf einen gewöhnlichen Irrtum wie im heutigen Rätsel der Sphinx. Weiß hatte zuletzt mit 1.b4-b5!! einen grandiosen Zug gemacht und prompt ging ihm sein Kontrahent auf den Leim und erwiderte in vergänglicher Nichtigkeit 1...a6xb5?, worauf er nach 2.La3xe7+ Kf8xe7 3.De3-g5+ Ke7- f7 4.Se4-d6+ Kf7-f8 5.b6-b7 Ta8-b8 6.Sd6-c8! in eine unhaltbare Lage kam und verlor. Dabei hätte er sich mit des Vernunftes Schärfe und Schwertführung durchaus noch retten können. In seiner Furchtsamkeit hatte Schwarz allerdings die eigentlich rettende Variante 1...Dc6xe4 2.La3xe7+ Kf8xe7 3.De3-g5+ Ke7-f8 4.Td1-d7 De4-e1+ 5.Kg1-g2 De1-e4+ 6.f2-f3 De4-e2+ 7.Kg2-h3 De2-f1+ 8.Kh3-h4 8.Df1-c4 f2-f4 falsch berechnet, denn darauf war das Matt nicht zu verhindern. An welcher Stelle, Wanderer, hätte er zumindest in Gedanken ungleich besser spielen können?
Stempin - Ksieski
Polanica Zdroj 1983
Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Nachdem Boris Spasski eine Stunde lang auf Fischers Antwortzug 1...Td8-
d6 warten mußte, beendete er die Partie abschließend mit einer
geistreichen Wendung: 2.Te2-e8+ Kg8-f7 3.Te8-f8+! und Schwarz gab auf,
da er nach 3...Kf7xf8 4.Dd4-h8+ Kf8-f7 5.Dh8xh7+ seine Dame mit
6.Sd5xc7 verliert.
Erstveröffentlichung am 1. Januar 2006
31. Dezember 2018
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