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SCHACH-SPHINX/06841: Schein und Sein (SB)


Schein und Sein, das ist nicht nur ein philosophisches Problem. Stellungen können hervorragend aussehen, und doch erweisen sie sich als Schein- und Wolkengebilde, wenn der Gegner kombinationsreich hineinstochert. Andererseits kann eine brüchig erscheinende Position durchaus auf soliden Grundgerüsten ruhen. Sie übersteht jeden Sturm und hißt zuletzt das Siegesbanner auf. Man bedenke, was schon der selige Wilhelm Busch zu diesem Thema zu sagen hatte: "Mein Kind, es sind allhier die Dinge, gleichviel, ob große, ob geringe, im wesentlichen so verpackt, daß man sie nicht wie Nüsse knackt. Wie wolltest du dich unterwinden, kurzweg die Menschen zu ergründen. Du kennst sie nur von außenwärts. Du siehst die Weste, nicht das Herz." Auch im heutigen Rätsel der Sphinx könnte man geneigt sein, diese beiden Begriffe durcheinanderzubringen, also sie zu verwechseln. Der Schein gibt dem Anziehenden den Zuspruch, doch der Nachziehende, zudem am Zuge, antwortet mit der Stimme des Seins. Der weiße Freibauer auf der Turmlinie verkörpert die Illusion. Mächtig sieht er aus, doch seinem König wird eine viel härtere Realität zum Verhängnis, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/06841: Schein und Sein (SB)

Rodriguez - Motschalow
Minsk 1982

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Die abgelaufene Bedenkzeit "rettete" Anand vor einem langen Leidensweg, denn nach 1...Dg7-g5 2.Df5xg5 h6xg5 3.Sg4-f6! hätte er tatenlos zusehen müssen, wie der weiße Randbauer zur Umwandlung schreitet. Allenfalls durch ein Figurenopfer wäre dies zu verhindern gewesen, nicht aber die Niederlage.


Erstveröffentlichung am 18. Februar 2006

17. Februar 2019


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