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SCHACH-SPHINX/06842: Kunst und Logik (SB)


Die Worte von Garry Kasparow, nämlich daß "das Schachspiel immer den Pfaden menschlicher und gesellschaftlicher Entwicklung gefolgt ist", können von niemanden bezweifelt werden. Im Schachspiel drückt sich nicht nur ein Gedanke, eine Idee oder ein Zeitverteib aus, sondern immer zugleich auch der Vorwärtsdrang einer ganzen Zeitepoche. Kaum ein anderes Spiel war so wandlungsfähig wie das Schachspiel. Man gewinnt fast den Eindruck, als wäre es das einzige, das von seiner Anlage her den Boden für Innovationen hergab. Warum andere Spiele entweder vergessen wurden, oder in ihrer Unbeweglichkeit keinen Entwicklungsraum enthielten? Vielleicht lag es an der einzigartigen Durchmischung von denkerischem Anspruch und den schier unerschöpflichen Zugmöglichkeiten, die eine Partie bietet, die es so interessant machten für die verschiedenen gesellschaftlichen Schichten. Die Regeln sind leicht erlernbar, dann jedoch öffnet sich für jeden ein ganzer Kosmos, den es zu erkunden gibt. Geschlechtsspezifische Ungleichgewichte wurden immer künstlich geschaffen. Sie sind ein beschämendes Relikt, eine Art von Borniertheit. Im Schach selbst, wie eigentlich in jedem Spiel, gibt es eine solche Bevorzugung nicht. Der menschliche Geist ist nicht polarisiert, auch kein Ganzes, das sich aus zwei Teilen zusammensetzt. Und keine Frage, daß die weiße Gewinnkombination im heutigen Rätsel der Sphinx nach einer gewissen Schulung - denn das ist der Schlüssel - auch von einem Außerirdischen gefunden werden könnte. Die Gesetze der Logik sind überall gleich, nicht wahr, Wanderer?



SCHACH-SPHINX/06842: Kunst und Logik (SB)

Tal - Kupreitschik
Moskau 1981

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Der Unterschied zwischen Schein und Sein gibt immer den Ausschlag, sofern man die Nüsse zu knacken weiß, und Schwarz hatte durchaus den Nußknacker zur Hand: 1...Df1-e1! - mit der vernichtenden Drohung 2...Lg5-f4+ - 2.g2-g3 Lg5-e3 3.Tb2-g2 Sg6-h4! 4.Dc4xf7 Le3-f4! und aller Widerstand war zwecklos geworden. Auf 5.Df7-h5 folgt einfach 5...Lf4xg3+


Erstveröffentlichung am 19. Februar 2006

18. Februar 2019


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