Worte in italienischer Sprache klingen immer irgendwie schön und melodisch. Man höre sich nur das zungenschmelzende "Giuoco piano" an, auf deutsch: "ruhiges Spiel". So wurde eine Hauptvariante der Italienischen Partie benannt. Ein plätschernder Flußlauf könnte nicht bezaubernder sein. Süße Stille weht aus diesen Worten, und beschaulich verläuft auch die Partie. Die Züge mißraten nicht, sie sind nicht ungebärdig, nicht wild und fordernd wie in einigen Gambitvarianten dieser Eröffnung. Der Spieler übergibt sich einem gemächlichen Schritt. Frühe Feindseligkeiten und Konfrontationen werden auf eine spätere Phase der Partie verschoben. Erst nach vollendeter Entwicklung, wenn die Stellung reif ist, um pralle Früchte zu tragen, wechselt das Giuoco piano in einen stürmischeren Takt über, aus der Glut steigen dann wie im heutigen Rätsel der Sphinx die Flammen empor. Dann jedoch kennt die Leidenschaft kein Halten und keine Mäßigung, Feuer verzehrt dann Feuer. Also, Wanderer, wie entzündete Weiß die ruhige Stellung?
Psachis - Schüssler
Lugano 1988
Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Auch Räubern will gelernt sein. Der Anziehende erwies sich in diesen
Dingen jedoch als blutiger Anfänger. Statt mit 1.Da4-a6? einen Reibach
zu machen, zahlte er zuletzt die Zeche allein: 1...e4-e3! - droht Matt
mittels 2...Tc7-c1# - 2.Ke1-d1 Ld6-e5 3.Da6-b6 - er kann's nicht
lassen - 3...d5-d4 4.Th2-h5 - und aus dem Räuber wurde ein reumütiger
Verlierer - 4...Lg6-c2+ 5.Kd1-e1 Lc2-g6 6.Lb5-c6 Lg6xh5 7.g4xh5 d4-d3
und Weiß gab auf.
Erstveröffentlichung am 28. April 2006
27. April 2019
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