Bewundernwertes und Betrübliches mischten sich in den Ablauf der Schacholympiade in Luzern 1982. Fast schon erwartungsgemäß fiel Viktor Kortschnoj, unermüdlicher Streiter gegen das sowjetische Unrechtsregime, aus der Rolle, indem er zunächst provokant mit einem Hemd auftrat, auf dem der Kopf des Dissidenten Sacharow abgebildet war, und später halsstarrig seinem sowjetischen Gegenspieler Garry Kasparow den Handschlag verweigerte. Doch auch dieser Trotz sollte ihm nicht helfen. Kasparow gewann die Partie und schwang sich überhaupt zum Liebling des Publikums auf mit einer Reihe sehenswerter Partien, die der gefürchtete Taktik-Fuchs mit glänzenden Pointen beendete. Besonders gespannt waren die Zuschauer auf seine Begegnung mit dem unerschütterlichen Kombinationskünstler Svetozar Gligoric. Statt eines Kampfes mit taktischen Mitteln mündete die Partie freilich in ein zähes Gefecht von positioneller Couleur ein. Doch auch hier behielt Kasparow die Oberhand. Schließlich entstand im heutigen Rätsel der Sphinx folgende Endspielstellung, in der Kasparow bar jeder Irritation mit 1.Kc3-b4! den richtigen Gewinnweg einschlug. Nun, Wanderer, was wäre eigentlich geschehen, wenn der Mann aus Baku den Köder nicht gerochen und 1.g3xf4? bzw. 1.g3-g4 gespielt hätte?
Kasparow - Gligoric
Luzern 1982
Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
1.Kf4-g5? Te4-g4+ 2.Kg5-f6, bis hierhin stimmte alles überein. Weiß
war sich nun sicher, daß 2...Dh1-f3+ der nächste logische Zug sein
müßte. Doch der Teufel trieb ein böses Spiel, denn der Nachziehende
vertauschte einfach die Zugfolge und nach 2...Tg4-e4! blieb Weiß
nichts anderes übrig, als die Partie aufzugeben. Wegen der Drohung
3...Dh1-f3+ hätte Weiß die Dame geben müssen.
Erstveröffentlichung am 6. Juli 2006
5. Juli 2019
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