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SCHACH-SPHINX/07009: Eifer über Eifer (SB)


"Aber Oberflächlichkeit ist das zweite Erbübel des Schächers, das erste - Blindheit", schrieb Franz Gutmayer im Vorwort zu seinem Schachbuch "Der fertige Schach-Praktiker", ehe er sich dann ellenlang in den Vorzügen des von ihm ersonnenen methodischen Vorgehens erging. Natürlich unterließ er es dabei nicht, mit einigen Seitenhieben berufständische Kollegen zu düpieren: "Wenn ein Pillsbury, ein Rubinstein, ein Capablanca in einer hochernsten Turnierpartie so unsicher ist über das, was tote oder lebendige Figur, was Figur in Notstand oder Sicherstand ist, so will das viel sagen, so gibt das zu denken, so muß hier der wunde Punkt in der ganzen Schachpraxis liegen: der Mangel an Tiefblick." Und genau um diesen ging es Gutmayer, um die nötige Einsicht "in die kausalen Verkettungen und Verknotungen der Dinge am Brette". Phrasenreich umriß er immer wieder diese Notwendigkeit des Erkennens. Sein Eifer war von seltenem Blutandrang; zuviel Blut in den Fingern und in der Feder verhinderten allerdings, daß er seine Methode im einzelnen darlegte. Dennoch hört es sich gut an, was er da zusammenschrieb, so ganz allgemeingültig: "Das, worauf es beim praktischen Spiele ankommt, ist: jeden Augenblick zu wissen, welche Figuren am Brette - tot sind und welche im Notstand, weil von Beweglichkeit und Sicherheit der Figur im Schach alles abhängt, weil daraus auch alle Motive für das praktische Handeln entspringen, hervorquellen, ihren Ausgang nehmen. Man muß genau wissen, wie man selbst steht und wie der Gegner steht, ehe man nur einen Finger rührt, oder man macht nur Dummheiten und stürzt sich kopfüber in Unglück und Verderben." Nun, vielleicht hatte unser Schachfreund Tseitlin im heutigen Rätsel der Sphinx sein Buch gelesen, denn er wußte ganz genau, wie er stand und wie sein Gegner. Also, Wanderer, im Gutmayerschen Sinne: Wie brachte Weiß den sprichwörtlichen Fluch über seinen Gegner?



SCHACH-SPHINX/07009: Eifer über Eifer (SB)

Tseitlin - Schmidt
Polanica Zdroj 1978

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Den diabolischen Ruf aus mittelalterlichen Zeiten wird der Läufer wohl nie mehr los. In der Partie zwischen Palatnik und Adamski bewahrheitete er sich jedenfalls: 1...Sc6-a5 2.Lc4xf7+! Tf8xf7 3.Sf3xe5 Tf7xf1+ 4.Ta1xf1 Sa5-c6 - reuevolle Rückkehr, aber zu spät - 5.Se4-f6+ Dd8xf6 - auf 5...Lg7xf6 entscheidet 6.Dh5-f7+ Kg8-h8 7.Se5- g6# - 6.Tf1xf6 Sc6xe5 7.d4xe5 Lc8-d7 8.Dh5-f7+ und Schwarz gab auf.


Erstveröffentlichung am 6. August 2006

26. August 2019


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