Das Kriegshandwerk ist rauh, und wer möchte annehmen, daß sich ein blutiges Gewissen mit einem Spiel wie dem Schach vertrüge? Und doch genoß das Königliche Spiel zu Zeiten der eisenbewehrten Rittersleute eine hohe magnetische Anziehung für das höfische Leben, und das nicht nur, um sich mit seiner Herzensdame die Zeit zu vertreiben oder ein Stelldichein zu arrangieren. Die Schwerteschwinger übten sich durchaus auch im geistigen Wettkampf. Der deutschen Schachhistoriker und -meister von der Lasa hatte sich dazu eine Meinung zurechtgelegt: "Es ist eine wundersame Sache, daß sich das Schach, namentlich im schleppenden Gange seiner alten Form, in der Ritterzeit einer so ungemeinen Beliebtheit erfreuen konnte. Man sollte glauben, die Lebensweise der Ritter sei nicht geeignet gewesen, um sie für eine Unterhaltung geneigt zu machen, die allein auf strengem Nachdenken beruhte. Aber das Spiel war mehr als irgendein anderes ein Bild der Wechselfälle des Kampfes zwischen Persönlichkeiten, wie sie im Leben vorkamen, und mußte deshalb sehr ansprechend erscheinen." Die beiden englischen Meister Blackburne und Burn waren zwar keine Kriegsknechte, aber auf dem Brett konnten sie durchaus Schlachten gewinnen. Im heutigen Rätsel der Sphinx hatte Burn mit den schwarzen Steinen einen stürmischen Einfall, wie sich die weiße Festung erobern ließ, Wanderer.
Blackburne - Burn
England 1870
Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Der russische Meister Michail Tschigorin war jedenfalls ganz gewiß
kein Aufschneider: 1.Ld3-a6! Ld7-c6 - nicht aber 1...b7xa6 2.Ta3-c3+
mit raschem Sieg - 2.La6xb7+ Kc8-d7 3.Lb7xc6+ Sb8xc6 4.Da8-b7+ Kd7-e6
5.Ta3-e3+ Ke6-f5 6.Db7xc6 Td8-c8 7.Dc6-d7+ Kf5-g6 8.g2-g4! und Schwarz
gab auf.
Erstveröffentlichung am 3. September 2006
23. September 2019
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