Es ist erstaunlich, daß Philidor, der als einer der Väter der modernen Schachstrategie gern und wiederholt zitiert wird, bei der Behandlung der elemantaren Eröffnungstheorie eine solch widrige Meinung vertrat, wie den Springerzug 1.e2-e4 e7-e5 2.Sg1-f3 als Fehler zu brandmarken, indem er erklärte, daß nach 2...d7-d6 - sein Geistes Kind - der Angriff auf den Schwarzen übergehe. Noch verwunderlicher ist allerdings, daß er die Erwiderung 2...Sb8-c6 nicht einmal für erwähnenswert fand. Mag seine Bauernlehre sich in den Grundzügen auch als richtig erweisen, so ist die Philidorsche Theorie in bezug auf 2.Sg1-f3 von der modernen Schachpraxis längst als Irrtum bloßgestellt worden. Und die von ihm so hochgeschätzte Verteidigung 2...d7-d6 gilt heutzutage zumindest als schwierig. Daß Bauern einen Machtfaktor darstellen, daran zweifelt allerdings niemand, und im heutigen Rätsel der Sphinx stellte Weiß in diesem Sinne die Philidorschen Lehrsätze auf ein hohes Podest, Wanderer.
Kuuskmaa - Visocnik
Fernpartie 1981
Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Was immer seinerzeit in Madrid wirklich geschehen ist, der Russe
Kaluchin gewann mit 1...Sf6-e4! 2.Ta1-f1 Se4-g3+ 3.Kh1-g1 Sg3xf1+
4.Kg1-h1 Sf1-g3+ 5.Kh1-g1 Sg3-e2+ 6.Kg1-h1 Tg6-g1# auf verbriefte
Weise.
Erstveröffentlichung am 15. September 2006
5. Oktober 2019
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