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SCHACH-SPHINX/07200: Die Front in den Blick gerückt (SB)


"Mitten in unserem geschäftigen Leben, mitten in unseren Kämpfen und Hoffnungen", schrieb einmal der Wiener Großmeister Savielly Tartakower, "liegt eine verzauberte Welt, die Welt des Schachspielers. Scheinbar ein einfaches Spiel, ein Brettspiel, wie so viele andere, in Wirklichkeit aber ein grandioses Spiegelbild des menschlichen Strebens, eine ergreifende Symphonie der Leidenschaften, das Hohelied des Siegers". Ohne die Verquickung des menschlichen Standpunktes mit halbphilosophischen Wahrheiten kamen die wenigsten Schachspieler in ihrer Darstellung dessen, was für sie das Schachspiel bedeutet, aus. Stets war in den Aussagen im Kern der wunde Punkt vital, daß das Königliche Spiel als Spiegel zu gebrauchen sei, um in die Wirrnisse des Alltags eine bedeutsame Linie hineinzubrechen. Jeder Mensch beliebiger Profession stellt sich ja dieselbe Frage. Was erreiche ich mit meiner Kunst, komme ich den Grundschwierigkeiten nahe, bietet sich mir hier vielleicht die greifbare Möglichkeit, über den Schatten der Reflexion hinaus Wesentliches zu verstehen? Für Tartakower war das Schachspiel weit mehr gewesen als nur bloßer Zeitvertreib. Er besaß in seinen Überlegungen jedoch den vielfach bei anderen entbehrten Ernst, sich nicht zu leicht mit herkömmlichen Antworten zufriedenzugeben. Als Kriegsspiel wollte er es nicht abstrahiert sehen, Kampf war ihm nie das letzte Motiv und die Kunst trug ohnehin an ihren eigenen Versprechungen schwer. Wohl wählte der Wiener nicht zufällig das Wort von den "Leidenschaften", um die Front in den Blick zu rücken, an der ein Schachspieler, sofern es in seiner Absicht liegt, sich mit den Sinnfragen des Lebens herumschlägt. Im heutigen Rätsel der Sphinx scheint Schwarz das Ganze eher aus der Perspektive der Unterhaltung betrachtet zu haben, denn mit seinem nächsten Zug 1...Da5xa2? gab er im Grunde alles aus der Hand, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/07200: Die Front in den Blick gerückt (SB)

Rusch - Schröder
Fernpartie 1981

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Nachdem Schwarz in den entscheidenden Phasen der Partie ins Hintertreffen geraten war, organisierte Weiß einen im Matt gipfelnden Angriff: 1.Se4xg5! f6xg5 2.Dh5-h8+! und der Nachziehende gab auf, ohne sich das Matt durch 2...Lg7xh8 3.Th1xh8# zeigen zu lassen.


Erstveröffentlichung am 13. Februar 2007

4. März 2020


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